40. Kapitel - Trauer und Schuld
Sie wachte auf und alles war taub. Ihre Glieder wogen schwer, als leide sie unter einer Krankheit, und sie fühlte sich nicht erholt oder auch nur ausgeruht. Schwere lastete auf ihrer Brust und während die bösen Erinnerungen wieder in ihren Kopf drängten wie die Flüchtigen nach Kefa, wollte sie nur fort von hier. Sie fühlte sich so furchtbar und hilflos, dass sie keinen Muskel rühren konnte. Es war ihr schlicht unmöglich, sich zum Aufstehen zu bewegen. Stattdessen starrte sie ins Nichts. Sie wusste nicht einmal, wie spät es war. Morgen war es jedenfalls nicht.
Selbst ihre Gedanken waren betäubt, auch wenn das vielleicht wenigstens die Schuld auf Abstand hielt, die in einer Ecke ihres Bewusstseins zu lauern schien. Jenseits von jeglichem Zeitempfinden und stocksteif lag die falsche Prinzessin zwischen ihren Kissen und konnte nichts tun, nichts denken, nichts verstehen. Erst ein Klopfen an der Tür brachte Leben in die Prinzessin. Schwerfällig stützte Koryphelia sich auf die Unterarme und blinzelte den Schwindel fort, der sich aufdrängte. „Ja?“ Ihre Stimme war belegt und noch von Schlaf gezeichnet und sie war nicht wirklich bereit für irgendwelche offiziellen Kontakte. So war sie froh, dass nur Milina den Raum betrat. Sie trug ein Tablett und ein Lächeln in den Raum.
„Geht es Euch besser, Hoheit?“, erkundigte sich die Zofe mit einem Knicks und musterte die falsche Prinzessin auf dem Bett dabei.
Die ging davon aus, dass sie einen zerzausten und aufgelösten Anblick bot und fühlte sich tatsächlich eher schlechter als besser. Außerdem verkrampfte bei dem Titel etwas in ihrer Brust. „Du solltest mich nicht mehr so nennen“, stellte Koryphelia bedrückt fest. „Dieser Titel gehört mir nicht.“
Milina schenkte ihr ein mitfühlendes Lächeln und stellte das Tablett auf dem Nachtschränkchen neben Koryphelias Kopf ab. Eine ganze Reihe unterschiedlicher Lukenpasteten und ein dampfender Becher Schokoladen-Karamell-Milch verbreiteten ihren Duft. Koryphelia konnte nicht einmal behaupten, dass es nicht appetitlich war und dass sich diese Aufmerksamkeit nicht gut anfühlte. Trotzdem war es falsch. „Seid nicht zu hart zu Euch selbst, Prinzessin. Ich bin mir sicher, dass man Euch von jeglicher Schuld freisprechen wird.“ Die Zofe trat an den Kleiderschrank heran und zog ein schwarzes Kleid vom Bügel. „Möchtet Ihr vielleicht aufstehen, oder beliebt es Euch, den Rest des Tages im Bett zu bleiben?“
Koryphelia kam mühsam ins Sitzen. Es fiel ihr schwer, als laste tatsächlich ein Gewicht auf ihrer Brust. „Wenn das stimmt, ist das allein Zedians Verdienst, aber es ändert nichts daran, dass ich mich niemals wie eine Prinzessin hätte behandeln lassen dürfen.“ Sie zog die Beine an und rieb sich die Augen. Sie brannten fürchterlich und nur weil die erdrückende Taubheit von einer schweren Traurigkeit abgelöst worden war, war das Weinen nicht einfacher geworden. Niedergeschlagen starrte die Prinzessin auf ihre Hände hinab, erwartete fast, noch immer das Blut ihres Vaters zu sehen. Was hatte sie nur getan?
Ein leises Seufzen erklang und Milina legte das Kleid ans Fußende des Bettes. „Euch trifft keine Schuld, Hoheit“, versicherte Milina leise und trat etwas näher. Obwohl es ein haarsträubender Regelbruch war, setzte sich die Zofe zu der Prinzessin auf die Bettkante und reichte ihr das dampfende Schokoladengetränk. Kory war so froh, dass ihre Freundin wieder da war, auch wenn sie es nicht ausreichend wertschätzen konnte. „Niemand kann Euch einen Vorwurf machen, selbst wenn die Gerüchte stimmen sollten.“ Ein hektischer Blick über die Schulter verriet, dass sich die Dienerin nicht wohl damit fühlte, solche Gerüchte nicht vehement abzulehnen, was man ihr sicher als Hochverrat hätte anlasten können. „Wichtig ist jetzt, dass Ihr Eure Gesundheit nicht missachtet.“ Als sie es nicht annahm, drückte die Zofe Koryphelia den Becher nachdrücklich in die Hand. „Möchtet Ihr vielleicht ein paar Schritte in den Garten machen? Etwas frische Luft würde Euch sicher guttun?“
Nein, sie wollte keinen Spaziergang machen. Sie wollte auch dieses Zimmer nicht verlassen. Am liebsten hätte sie sich für immer unter ihrer Bettdecke verkrochen und wäre verschwunden. Sie wollte niemanden sehen, sich nicht rechtfertigen und sich niemals damit auseinandersetzen müssen, was sie ihrem Vater angetan hatte. Wie Lydisia wohl reagiert hatte? Ihr Sohn würde ohne einen Vater aufwachsen und plötzlich war die unvergleichbar gute Stellung, für die die junge Frau so viel gegeben hatte, gefährdet und schwierig. Was würde sie tun, um sich daraus zu befreien? Koryphelia schüttelte den Kopf. „Ich will nicht rausgehen.“ Zur Zufriedenheit ihrer Freundin nippte sie jedoch an dem Schokami. Das heiße, süße Getränk war tatsächlich wohltuend und obwohl es ihr die Zunge verbrannte, trank Koryphelia noch einen weiteren Schluck.
„Wie Ihr wünscht. Soll ich stattdessen vielleicht das Fenster öffnen?“
Kurz wollte Koryphelia Nein sagen. Es lag nichts jenseits dieses Raumes, was sie gern sehen oder hören wollte. Plötzlich schien alles bedrohlich zu sein und sich gegen sie verschworen zu haben. Am Ende würde sie noch tatsächlich Besuch von einem Dämonen bekommen und überhaupt erschien es ihr seltsam unsicher, das Fenster zu öffnen. Dabei würde es ihr Versteckspiel nicht beenden und vermutlich war frische Luft tatsächlich eine gute Idee. Deshalb nickte Koryphelia trotz ihrer inneren Ablehnung und nahm noch einen weiteren Schluck aus ihrem Becher.
Milina nickte zufrieden und trat zum Fenster. Eine kühle Brise trug die erkaltete Luft hinein und brachte erste Spuren von Frost mit. Tatsächlich musste es sehr warm in ihrem Zimmer sein, denn der Temperaturunterschied war so deutlich, dass der Prinzessin schon wieder leicht schwindelig wurde. Die Zofe sah zufrieden, wie sich die Vorhänge blähten und drehte sich zurück in den Raum. „Bitte, Hoheit, esst etwas. Ich habe all Eure Lieblingspasteten mitgebracht.“
Koryphelia hatte beim besten Willen keinen Hunger. Ihr Magen war zugeschnürt und zu Essen hatte sie seit ihrer Zeit in der Unterwelt ohnehin kein gutes Verhältnis mehr. Ständig hatte sie das Gefühl, dass sie ihre Mahlzeiten nicht bei sich behalten würde und nun verschloss ihr auch noch die unerträgliche Schuld des Königsmordes den Magen. Recht hatte die Zofe dennoch und es war niemandem geholfen, wenn sie verhungerte. Also nahm sich die falsche Prinzessin eine der heißgeliebten Teigtaschen und begann langsam daran zu knabbern. Sie musste sich ablenken. Aber wie? Jeder Gedanke führte sie zurück zu Ebos, zu ihrem Vater oder zu Zedian. Die Gedanken an den zukünftigen Sultan wiederum verwirrten sie, machten sie nervös und fast etwas verlegen und das war so unangebracht, dass sie sich vor sich selbst schämte. Dann fiel ihr plötzlich auf, dass die junge Frau, die sich so umsichtig um sie kümmerte, selbst kürzlich großes Leid erfahren hatte, und weil sie eine verdammt schlechte Freundin zu sein schien, hatte sie sich noch nicht erkundigt. „Wie geht es dir?“, fragte Koryphelia deshalb nach einer Pause voll Schweigen. „Hast du dich ausreichend erholt?“
Etwas überrascht sah Milina sie an. Vermutlich war sie es nicht gewohnt, dass die Prinzessin auf andere achtete. Sie war häufig wahrlich ein verzogenes Blag. „Mir geht es gut, Hoheit. Danke.“ Die Zofe deutete einen Knicks an und lächelte, noch immer irritiert.
„Das ist gut“, murmelte Koryphelia und versuchte, sich darauf zu konzentrieren. Wenigstens eine gute Nachricht. „Wir sollten jemanden finden, der das Sklavenmal entfernt“, fiel ihr dann wieder ein und sie sah wie automatisch zur Brust ihrer Freundin, auch wenn die fragliche Stelle natürlich unter der Dienstuniform verborgen war.
Zu Korys großer Überraschung reagierte die Zofe mit Verlegenheit. Sie senkte den Kopf und spielte mit ihren Fingern, wären ihre Wangen sich leicht röteten. „Tatsächlich, Prinzessin, hat Euer Verlobter sich dessen direkt nach meiner Heimkehr angenommen. Zed… seine Hoheit hat die Entfernung veranlasst und bezahlt.“
Das war überraschend… irgendwie. Eigentlich passte es zu Zedian, besonders wenn man bedachte, dass er die Heimkehr der Zofe miterlebt hatte, aber ein wenig verwunderte es Koryphelia trotzdem. Vor allem, weil sie sich nicht daran erinnern konnte, ihre Zofe schon einmal zu verlegen gesehen zu haben. „Gibt es da etwas, das ich wissen sollte?“, fragte sie und runzelte die Stirn. Schon wieder spürte sie einen leichten Stich der Eifersucht, obwohl es keinen echten Anlass dafür gab, und schon wieder hätte sie sich dafür ohrfeigen können. Erstens hatte sie andere Probleme und zweitens würde sie noch ernsthafte Probleme bekommen, wenn jede freundliche Geste des Prinzen Eifersucht in ihr weckten.
„Er hat damals nach Eurem Verschwinden in Om’falo mit mir gesprochen und offenbar hat er sich tatsächlich an mich erinnert.“ Wenn möglich wurden die Wangen der Zofe sogar noch röter und Korpyhelia war unsicher, was sie davon hielt.
Bevor sie jedoch weiter darüber sprechen konnten, klopfte es an der Tür und dann bewegte sich die Türklinke, ohne dass der Besucher auf eine Antwort gewartet hätte. Koryphelia spannte sich an und erwartet Ärger. Die Welt jenseits dieser Tür bot ihr aktuell nichts Gutes und der Impuls, sich zu verstecken, hätte sie beinahe dazu veranlasst, sich die Bettdecke über den Kopf zu ziehen. Deshalb war sie fast erleichtert, als nur Kendra den Raum betrat.
Koryphelia hatte den Eindruck, dass die ehemalige Sklavin es nicht sehr gut aufgenommen hatte, dass die Prinzessin ihre alte Zofe zurückgenommen hatte. Es war ihr nicht sehr schwergefallen, Kendra von ihrer Tätigkeit zu befreien. Hätte Machairi ihr nicht selbst geraten, Milina zurückzunehmen, hätte sie vielleicht gefürchtet, dass er böse darüber sein würde – schließlich war er es gewesen, der Kendra ihre neue Stelle eingebracht hatte. Doch das Problem hatte sich nicht ergeben und Koryphelia hatte ohnehin stets den Eindruck gehabt, dass Kendra nicht unbedingt glücklich in ihrer Position war. Sie hatte zwar ein wenig enttäuscht reagiert, wenn sie festgestellt hatte, dass die Prinzessin ihr nicht alles anvertraute, aber darüber hinaus hatten sie kein tieferes Verhältnis aufgebaut. Was tat die junge Frau also hier?
Ein Knicks. Sie sah aufgelöst und unruhig aus. „Prinzessin, verzeiht mein unverschämtes Auftreten“, begann sie und selbst ihre Stimme klang gehetzt. „Mein Beileid für Euren Verlust.“
Die Prinzessin blinzelte überrannt. „Äh … Danke.“ Sie warf einen hilfesuchenden Blick auf Milina, die sich ein wenig angespannt hatte und vielleicht in der anderen auch eine Bedrohung sah. Ihr Blick war nicht direkt feindselig, zu solch negativen und offensichtlichen Neigungen ließ sich eine erfahrene Zofe nicht hinreißen, aber es war trotzdem zu merken, dass die Zofe ihre Vertretung mit Vorsicht betrachtete. Auch Koryphelia fand es seltsam, dass Kendra ihre Schüchternheit so massiv abgelegt hatte.
„Darf ich Euch unverschämterweise um einen Gefallen bitten, Hoheit?“, fragte Kendra und erhob sich erst jetzt aus ihrem Knicks. Als sie nicht sofort eine Verneinung zur Antwort bekam, interpretiert sie das zögernde Schweigen scheinbar als gute Gelegenheit und fuhr fort: „Man lässt mich allein nicht zur Trauerbekundung in den Saal, aber es würde mir viel bedeuten. Dürfte ich Euch begleiten, wenn Ihr Euch verabschiedet, Prinzessin?“
Alles in der Prinzessin schien zu verkrampfen und ein Klumpen in ihrem Hals wurde so dick, dass sie nach Luft schnappte. Der Schokami schwappte in der Tasse und hinterließ einen braunen Fleck auf den weißen Laken und Milina nahm der Prinzessin den Becher aus der Hand. Koryphelia vergrub die Finger in ihrem Rock und konzentrierte sich aufs Atmen, das sie plötzlich so schrecklich schwerfiel. Das Bild ihres reglosen Vaters, wie er mit leerem Blick zur stuckverzierten Decke empor sah, flammte vor ihrem inneren Auge auf. Sie glaubte wieder Spuren seines Blutes auf ihren Händen zu sehen und das Gemisch von Trauer und Schuld riss sie in einen dunklen Strudel hinab. „I-ich glaube nicht, d-dass ich …“, begann sie zu stammeln und konnte den Gedanken nicht ertragen, die Leiche erneut zu Gesicht zu bekommen. Das würde sie niemals über sich bringen. Sie konnte ihn nicht noch einmal so leer und leblos sehen, die Haut erkaltet und grau. Das würde sie nicht überstehen. Ihr Vater. Ihr eigener Vater. Den sie getötet hatte. „Ich kann nicht“, flüsterte sie und Tränen schienen auf ihrem Gesicht zu brennen, obwohl ihre Augen trocken waren. Würde man von ihr verlangen, dass sie ihn noch einmal sah und ihm persönlich die letzte Ehre erwies? Traditionell würde man ihn in zwei Tagen begraben, aber selbst das konnte sie nicht ertragen. Sie wollte sich hier verstecken und nicht mehr darüber nachdenken müssen.
Milina trat etwas näher. „Ich bin sicher, dass jeder dafür Verständnis haben wird, Hoheit“, sagte sie beruhigend.
Kendra schien da weniger überzeugt. „Vielleicht würde es Euch helfen, wenn Ihr Euch angemessen verabschieden würdet, und es würde sicher den richtigen göttergefälligen Eindruck nach außen vermitteln.“ Die Unsicherheit und Zurückhaltung, die dem Zhakimädchen stets angehaftet hatten, waren fort, sie waren auseinandergefallen wie überreife Blütenblätter und gaben den Blick auf eine irritierend selbstbewusste junge Frau frei.
Koryphelia fuhr zusammen. Sie weiß es, dachte sie und ihre Hand zuckte unwillkürlich zu der Schorfstelle, an der das dunkle Mal geprangt hatte. Eigentlich hatte sie gedacht, dass sie das unheilvolle Geschwür vor ihrer Aushilfszofe versteckt hatte, aber scheinbar war Kendra besser im Bilde, als sie ihr zugetraut hatte. Verwunderlich war es eigentlich nicht, aber so, wie die Dienerin es nun darstellte, klang es fast wie eine Drohung. Koryphelias Hals war trocken und viel zu eng und sie wunderte sich, warum ein Totenbesuch der jungen Frau so wichtig war, dass es ihr eine Drohung wert war.
Auch Milina hatte die Augenbrauen gehoben. „Wenn Ihre Hoheit nicht möchte, wird sicher jedermann Verständnis haben, dass die Ereignisse furchtbar und belastend sind.“ Sie musterte die andere Dienerin skeptisch.
„Das stimmt natürlich. Dann ist es wohl gut, dass niemand Grund hat, Eure Götterfurcht anzuzweifeln, Prinzessin, sonst wäre ja nicht auszudenken, was ein paar kleine Details alles für Gerüchte auslösen könnten.“ Unschuldig knickste sie. „Wenn Ihr mich entschuldigt. Ich werde stattdessen Eure Stiefmutter bitten.“
Koryphelias Finger hatten zu zittern begonnen. Sie hatte die Drohung verstanden und der Gedanke an die junge Witwe war schon so unangenehm genug. Sie musste nicht auch noch mit Gerüchten gefüttert werden, die einen wahreren Kern haben würden, als Koryphelia lieb war. Deswegen wählte man seine vertrautesten Diener mit Bedacht. Man gab ihnen die Macht, großen Schaden zu verursachen, wenn man sie so nah an die bestgehüteten Geheimnisse heranließ. Was blieb ihr anderes übrig, als Kendras als Bitte getarnter Forderung Folge zu leisten? Zedian hatte gerade erst sein Möglichstes getan, um die grauenvolle Wahrheit zu verschleiern, und wenn sie Kendra nicht hier und jetzt mundtot machen wollte – wozu sie vermutlich nicht einmal in der Lage gewesen wäre, wenn sie tatsächlich skrupellos gewesen wäre – dann würde es schon nach wenigen Minuten kein Halten mehr geben.
Auch Milina hatte verstanden, dass die andere Zofe sich in Erpressung versuchte, und schnaubte. „Was erlaubst du dir eigentlich?“, fauchte sie, nun doch recht offensichtlich feindselig. „Was du hier suggerierst, würde dich den Hals kosten.“
„Mich? Oh nein, da hast du etwas missverstanden. Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass die Gerüchteküche bereits brodelt und dass es sicher nicht gut für den Ruf und die Gesundheit der Prinzessin wäre, diesen Gerüchten neue Nahrung zu geben.“ Kendra zuckte mit den Schultern. „Aber natürlich gilt das nur, wenn es tatsächlich etwas zu verbergen gibt und das Gerücht belegt werden kann.“
Milina trat hinter dem Bett hervor, um näher an Kendra heranzutreten. „Ich verstehe sehr genau, was du gesagt hast, und du kannst dir sicher sein, dass du deinen Willen nicht bekommen wirst. Wenn du tatsächlich sagen möchtest, dass sich unsere Prinzessin eines Vergehens schuldig gemacht hat, werde ich jetzt umgehend die Wachen rufen. Andernfalls entschuldigst du dich besser, verziehst dich und hältst die Klappe mit deinen rufmörderischen Aussagen.“
Kendra schmunzelte, aber es war Koryphelia, die als nächste das Wort ergriff. Sie hatte eine Wahl. Koryphelia fürchtete weniger um ihren Ruf als um ihr Leben, wenn irgendjemand – am Ende noch beweisbar – Grund hatte anzunehmen, dass sie ihren Vater getötet hatte, dass sie ein Versprechen an Ebos gegeben und gehalten hatte und dass sie sich ihren Titel erschlichen hatte und ihn weiterhin hielt, auch wenn sie sich der Falschheit bewusst war. „Lass gut sein, Milina“, sagte sie leise und gab sich geschlagen. „Kendra hat recht… ich sollte tun, was die Bräuche verlangen.“
Die eine Zofe schaute entgeistert und besorgt. Die andere lächelte triumphierend. Koryphelia ließ sich in das Trauerkleid gewanden. Beklemmt ließ sie die Finger über den dunklen Stoff gleiten. Er schien sie neu einzuengen und machte den mangelnden Raum in Hals und Brust noch etwas kleiner. Ihre Atemzüge schienen ihre Lunge nicht ausreichend zu erreichen und sie öffnete den Mund, in der Hoffnung tiefer durchatmen zu können. Trotzdem straffte sie die Schultern und zwang sich, den Kopf zu heben. Sie hatte doch keine Wahl.
Es kostete die Prinzessin alles an Beherrschung, sich nicht vollständig verunsichern zu lassen. Die Stille auf den Fluren und ihre Bedrückung verschlimmerten sich mit jedem Schritt, den sie sich von ihrem Zimmer entfernte. Niemand konnte ihr helfen und auch wenn die Situation eigentlich lange nicht so aussichtslos hätte sein dürfen, wie sie ihr in den letzten Tagen erschienen war, wusste das sechzehnjährige Mädchen nicht, wie sie die nächsten Stunden und Tage überstehen sollte. Mit aller Kraft hielt sie die letzten Reste ihrer Beherrschung zusammen, spürte die beiden Dienerinnen im Rücken und versuchte, sich an einem freundlichen Harethi festzuhalten, der das einzig Positive in dieser Lage zu sein schien. Zedian war jedoch nicht hier und als Koryphelia die Tür zum Saal erreichte, in dem man ihren Vater aufgebahrt haben musste, konnte sie nicht weitergehen.
Stocksteif starrte die verzweifelte Tochter auf das dunkle Holz, sah vorbei an den kunstvollen Schnitzereien und den goldenen Verzierungen und lauschte dem Rauschen in ihren Ohren. Es war keine Trauer, die ihr den Atem nahm. Es war auch nicht die Schuld, die sie nicht mehr losließ, seit das Undenkbare passiert war. Angst hatte die Prinzessin in einem Würgegriff und schien nicht gewillt, sie freizugeben. De Gewissheit, was sie erblicken würde, wenn sie durch diese Tür schritt, war unerträglich. Sogar wenn sie zugab, dass Kendra irgendwie recht hatte - auch wenn die sie erpressen wollte - war die Vorstellung nicht auszuhalten. Sie wollte sich verabschieden, vielleicht sogar um Verzeihung bitten, für diese Tat, die ganz sicher nicht ihre Absicht gewesen war. Sie wollte, aber es fühlte sich nicht an, als könnte sie. Ihre Wahrnehmung schien mit jedem Atemzug selektiver zu werden, das Blickfeld sich immer weiter zu verengen und das Rauschen immer weiter anzuschwellen. Sie sah nichts als diese Tür.
„Hoheit?“ Milina trat neben sie und ihr besorgter Ton und ihre warme Fürsorge durchbrachen den inexistenten Lärm. Die Zofe warf einen unsicheren Blick zu den Soldaten, die die Tür und den toten König bewachten, und nahm davon Abstand, die Prinzessin zu berühren. „Möchtet Ihr zurückgehen?“, fragte sie und nutzte aus, dass Kendra vor diesen Soldaten ebenso vorsichtig sein musste.
Doch Koryphelia schüttelte den Kopf. Sie brauchte nicht noch eine Gegenspielerin und sie konnte darauf verzichten, Gegenstand weiterer Gerüchte zu werden. Sie musste ihn nicht ansehen. Sie musste nur eintreten und Kendra hineinbringen. Mit einem letzten tiefen Atemzug in die Enge ihrer Brust trat Koryphelia vor und sah dabei zu, wie man ihr die Tür öffnete. Ihre Schritte trugen sie widerstrebend in den Raum und zwei Dienerinnen folgten. Sie hatte versucht, nicht zu dem Podest zu blicken, das umgeben von Kerzen in dem sonst leeren, dunklen Saal stand, doch es zog ihren Blick an. Als ziehe ein starker Luftstrom sie durch den Raum, oder als habe erneut eine höhere Wesenheit die Kontrolle über sie übernommen, ging Koryphelia durch den Raum. Ihre Knie waren weich, ihre Schritte unsicher, doch stehenbleiben konnte sie nicht.
Thredians Gesicht war im Tod noch ernster, als es im Leben gewesen war. Seine Züge waren nicht entspannt und obwohl die Lider geschlossen waren, war es Koryphelia, als blicke er sie wütend und schmerzverzerrt an, als sie auf den Stufen neben ihm stehenblieb. Man hatte ihn in seine prächtigsten Gewänder gehüllt und das blau-silberne Tuch, auf dem er lag, hatte man so drapiert, dass es die Wunden am Schädel versteckte. Bleiche Hände lagen locker über dem Schwertgriff übereinander. Koryphelia war kalt. Wie flüssiges Eis sickerten Trauer und Schuld durch ihre Adern und schienen sie ebenso versteinern zu wollen wie ihren reglosen Vater. Damals, als ihre Mutter gestorben war, hatte der Anblick der Leiche sie davon überzeugt, dass es ihr nun wenigstens besser ging. Sie hatte friedlich ausgesehen und eine kleine Koryphelia hatte verstanden, warum der Tempelvater vom Totenschlaf gesprochen hatte. Thredian sah hingegen nicht aus, als könnte er im nächsten Moment aufwachen, nichts an seinem Ausdruck war friedlich oder erlöst und Koryphelia erschauderte. Ob er in seinem letzten Augenblick bereits gesehen hatte, wohin sein Weg führte? Blickte sie deshalb in gepeinigte Wut? Weil Cecilias falscher König bereits die ersten Augenblicke der farblosen Schwere der Unterwelt erlebt hatte, während seine Tochter ihn ermordet hatte? Sie sah es vor sich, wie er sich mit leerem Gesicht durch die grauen Straßen schleppte und mit Grauen dem Tag entgegenblickte, da Dämonen seinen Namen flüsterten und seine Fehler straften.
Koryphelia hörte ein lautes Schluchzen, fast ein Schrei in der Stille des Raumes, und dann spürte sie die Stufen unter den Schienbeinen und begriff erst, als die Trauer ihr die Brust zerriss, dass es ihre eigene Stimme gewesen war. „Es tut mir leid. Es tut mir so leid!“ Immer wieder kam es flüsternd über ihre bebenden Lippen, während ihre Zähne aufeinander klapperten und ihre Worte unverständlich machten. Sie hatte es doch nicht gewollt.
Es war, als sei ein Damm gebrochen. Koryphelia kauerte neben dem massiven Podium, auf dem die Leiche ihres Vaters lag, und weinte. Sie hatte das Gesicht in den Händen vergraben und schluchzte, während ihre Tränen in die schwarzen Ärmel perlten. Einen Augenblick später spürte sie eine Umarmung, als Milina sich über die Regeln hinwegsetzte und sich neben sie hockte, und Koryphelia hätte ihr in diesem Augenblick nicht dankbarer sein können. Das Schluchzen machte das Atmen schwer und sie drückte sich an ihre Freundin. Nachdem der Knoten, der seit der Tat kaum eine Träne zugelassen hatte, geplatzt war, hatte sie das Gefühl, dass sie nun endlich angemessen reagierte. Obwohl es schrecklich weh tat und die Trauer sie erdrückte, war es seltsam befreiend zu weinen.
Eine ganze Weile bemerkte Koryphelia nicht mehr viel um sich herum. Erst als sie jemanden auf der Stufe neben sich wahrnahm und gegen ein Bein stieß, bekam sie ihren Weinkrampf genug unter Kontrolle, um blinzelnd aufzusehen. Ihre Augen waren gereizt und müde und noch immer rannen die Tränen. Doch wenigstens konnte sie nun wieder einatmen, ohne zu stocken oder laut schluchzen zu müssen. Reglos starrte sie zu Kendra hinauf und beobachtete die Bewegungen der Zhaki, die sich nicht um die Prinzessin und ihre Zofe zu scheren schien. Viel zu lange dauerte es, bis Kory begriff, dass die Sklavin an der Leiche herumfummelte. „Was tust du?!“, stieß sie hervor und sprang auf. Ihr Kreislauf hielt das hektische Aufstehen für ein Problem und dunkle Punkte machten das Blickfeld unscharf. Hätte Milina sie nicht geistesgegenwärtig festgehalten, wäre sie vermutlich rückwärts die Treppe hinuntergefallen.
Kendra antwortete nicht. Einen Augenblick später, den Koryphelia brauchte, um wieder einigermaßen scharf zu sehen, durchsuchte sie noch immer sämtliche Taschen des Königs. „Wo ist er?“, murmelte sie dabei und tastete am Hals des Toten nach einer Kette. Dabei bewegte sie den Kopf des Königs ein wenig und Koryphelia wurde wütend. Ob er es nun merkte oder nicht, dieses Mädchen würde nicht seine Ruhe stören.
Energisch griff Koryphelia nach der Zhaki und zerrte sie zurück. „Lass das!“, befahl sie schrill, die Stimme belegt und kratzig vom Weinen.
Kendra wirbelte herum. „Wo ist der Tresorschlüssel? Ich weiß, dass er ihn immer bei sich getragen hat!“
„Sie werden ihn beim Umziehen abgenommen haben“, schaltete sich Milina ein. „Was willst du denn am königlichen Tresor?“
„Zurückholen was meinem Volk gehört!“ Ärgerlich wandte sich die Zhaki ab und stapfte die Treppe hinab. „Wo ist das verdammte Ding jetzt? Ich habe keine Lust mehr auf dieses Possenspiel! Ihr habt unsere Memoiren gestohlen und ich will sie wiederhaben!“
Koryphelia blinzelte und wischte sich die Tränen fort. „Wir gehören doch zum gleichen Volk. Alles was dir gehört, gehört auch uns.“
„Leicht zu sagen als falsche Prinzessin. Sullis Memoiren gehören den Zhaki und dein feiner Vater hat sie gestohlen. Ich werde sie zurückholen und dann könnt ihr euch gerne weiter untereinander umbringen und eure dreckigen Geheimnisse umherschieben. Hätte ich gewusst, dass dieser ganze Hof von innen noch viel mehr rottet als man von außen sieht, hätte ich mich nie auf dieses Schiff geschlichen!“ Kendra wurde immer ungehaltener und Koryphelia zuckte zurück, als ihr von der sonst so zurückhaltenden jungen Frau derartiger Hass entgegenschlug. Bedeutete das, dass sie von Anfang an nur gespielt hatte, dass sie nie eine Sklavin gewesen war und dass sie ihnen nur eine Scharade vorgespielt hatte, um diese Überlieferungen zu stehlen? Wie wichtig mussten diese Schriften sein, dass sie einen solchen Aufwand betrieb, um sie zu erreichen?
Die Prinzessin schluckte. „Woher weißt du, dass er sie gestohlen hat?“, wagte sie zu fragen, auch wenn sie nicht behaupten konnte, dass es unrealistisch klang.
„Ich war dabei!“
Kendra sah aus, als wolle sie auf die Prinzessin losgehen, aber erneut schritt Milina ein. „He, sie hört dir zu. Denk dran, dass Wachen vor dieser Tür stehen, bevor du hier rumschreist.“ Kory hatte ihre pragmatische Vernunft vermisst. Es war ihr deutlich anzusehen, dass sie die Wachen am liebsten augenblicklich gerufen hätte, damit sie sich um die Hochstaplerin kümmerten. Doch sie hielt sich zurück und wartete, was ihre Prinzessin tun wollte.
„Und du hast dich in Sklaverei begeben, hättest dich diesen Soldaten ausgesetzt, dich mit meinem Vater … auseinandergesetzt, hast Machairis Pläne befolgt und hier als Zofe gedient, nur um sie zurückzuholen?“ Es war nicht schwer zu sehen, wie viel persönliches Leid Kendra auf sich genommen hatte und wozu sie bereitgewesen wäre, wenn sich die Dinge nicht ungeplant entwickelt hätten. Somit war es mehr eine rhetorische Frage. Ob Machairi es gewusst hatte? „Aber… warum auf dem Weg nach Hareth, wenn der Tresor weit weg ist?“
Die Zhaki reckte das Kinn. „Es ist leichter, sich auf ein Schiff zu schleichen, als in einen Palast einzubrechen. Außerdem dauert es eine Weile, bis man sich Vertrauen erarbeitet und jemanden verführt … selbst wenn es ein selbstgefälliger Lustmolch ist… und die Abwesenheit der Königin hat den richtigen Zeitpunkt diktiert.“
Nun spürte Koryphelia Wut aufwallen. Man sprach nicht so über die Toten … schon gar nicht neben dem Totenbett! Auch wenn man vielleicht zugeben musste, dass König Thredians Selbstbeherrschung bei schönen Frauen … Nicht drüber nachdenken, nicht drüber nachdenken, nicht drüber nachdenken. Die Prinzessin schluckte ihre Wut herunter – was ohne schwarzes Mal wesentlich besser gelang. „Ich helfe dir, deine Bücher zurückzuholen … und dann verraten wir einander nicht?“ Der Schreck hatte ihren Kopf geklärt und es war, als hätten die Tränen ein Stück ihrer Hilflosigkeit fortgespült. Koryphelia musste an sich denken und dazu gehörte, ihr buchstäblich dunkelstes Geheimnis zu hüten. Dieser Handel hatte für beide Seiten nur Vorteile.
Kendra sah für einen Augenblick ernstlich überrascht aus und es verbannte den sprühenden Hass aus ihrem Gesicht. „Gut … abgemacht.“
„Prinzessin … seid Ihr sicher?“ Milinas Sorge dämpfte die fragile Sicherheit der Prinzessin, aber sie nickte trotzdem. Sie musste sich beschützen und dies war vielleicht der einzige Weg.
Leider hatte Kendra zu helfen einen ganz gewaltigen Nachteil: Es würde bedeuten, dass sie einen zweiten Angang vor sich hatte, gegen den sich jede Faser ihres Körpers sträuben wollte. Der Schlüssel würde an die Königin gegeben worden sein oder sich zumindest im Königsgemach befinden. Koryphelias Beherrschung war jung, fragil und unbeständig. Sie fühlte noch immer Trauer und Schuld über sich hängen, auch wenn der Tränenwall es ein wenig leichter gemacht hatte. Doch vielleicht würde ihre ehrliche Trauer genau das sein, was sie brauchte. Sie konnte nicht im Geringsten einschätzen, wie ihre Stiefmutter darauf reagiert hatte, dass sie nun eine überaus schöne Witwe mit einem mutmaßlichen Thronfolger zum Sohn war. Kory hatte nie durchblicken können, ob Lydisia sich tatsächlich in den König verliebt hatte oder ob sie nur eine sehr gute Selbstbeherrschung hatte.
Dieses Mal gestattete sich die Prinzessin nicht vor der zu Tür erstarren. Kendra würde – unter dem Vorwand zu putzen – in den Gemächern der Prinzessin warten und auch Milina würde den Raum nicht mit ihr gemeinsam betreten. Koryphelia musterte angespannt die doppelte Bewachung, die Zedian oder Sato abgestellt hatten, und klopfte dann. Sie wand sich innerlich unter den Blicken, weil sie das Misstrauen spürte. Man wollte sie nicht schon wieder allein zu einem Mitglied der Königsfamilie lassen.
„Herein“, antwortete die hohe Stimme der Königin. Sie klang weniger fest als gewöhnlich, aber immerhin klang sie nicht, als würde sie weinen.
Langsam schon Kory die Tür auf und knickste. Überrascht stellte sie fest, dass Lydisia mitnichten allein im Raum war. Eine Dienerin schaukelte eine Wiege mit einem zappelnden weißen Bündel und scheinbar hatte sie soeben mit einem Diener gesprochen, der wahrlich unverhohlen feindselig dreinblickte, als die Prinzessin eintrat. „Kommst du, um dich einzurichten?“, fragte Lydisia mit einem spitzen, wenn auch traurigen Unterton.
Verwirrt sah Kory auf und war froh, dass ihr dennoch einfiel, was sie sich zurechtgelegt hatte. „Ich konnte die Stille in meinem Zimmer nicht mehr aushalten und dachte, es geht Euch vielleicht ähnlich.“ Skeptisch musterte sie den Diener, der ihrem Blick wohl nicht aus Respekt auswich. „Ich würde es vorziehen, im Kreise der Familie zu trauern.“
Die schöne Königin verzog die rosa Lippen zu einem gequälten Lächeln. Auch ihre Augen waren gerötet. „Nun komm, Kind, du hältst mich nicht für so naiv zu denken, dass dies kein Kalkül ist? Familie ist nur, wer uns nicht gefährlich werden kann, nicht wahr? Nein, du kannst nicht von mir erwarten, dass ich euch glaube, dass er zurücktreten wird, sobald mein Sohn das rechte Alter erreicht … falls er das rechte Alter erreicht.“
Kory blinzelte. „Ich fürchte, ich verstehe nicht…“
„Koryphelia, ich werde einen Vertreter für meinen Sohn schicken, und solltet ihr beide meinen Mann getötet haben, werde ich auch das ans Licht bringen, darauf darfst du dich verlassen. Nun raus aus meinen Gemächern. Geh zu deinem Usurpatorprinzen und spar mir deine Familienheuchelei. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.“
Langsam ging Koryphelia rückwärts aus dem Raum, viel zu überrumpelt, um die Vorwürfe alle zu verstehen, die ihr die Königin mit spitzer Stimme entgegengeschleudert hatte. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte, doch sie spürte Sorge aufkommen. Sorge und Angst, dass sie ihren Verlobten missverstanden hatte.
Selbst ihre Gedanken waren betäubt, auch wenn das vielleicht wenigstens die Schuld auf Abstand hielt, die in einer Ecke ihres Bewusstseins zu lauern schien. Jenseits von jeglichem Zeitempfinden und stocksteif lag die falsche Prinzessin zwischen ihren Kissen und konnte nichts tun, nichts denken, nichts verstehen. Erst ein Klopfen an der Tür brachte Leben in die Prinzessin. Schwerfällig stützte Koryphelia sich auf die Unterarme und blinzelte den Schwindel fort, der sich aufdrängte. „Ja?“ Ihre Stimme war belegt und noch von Schlaf gezeichnet und sie war nicht wirklich bereit für irgendwelche offiziellen Kontakte. So war sie froh, dass nur Milina den Raum betrat. Sie trug ein Tablett und ein Lächeln in den Raum.
„Geht es Euch besser, Hoheit?“, erkundigte sich die Zofe mit einem Knicks und musterte die falsche Prinzessin auf dem Bett dabei.
Die ging davon aus, dass sie einen zerzausten und aufgelösten Anblick bot und fühlte sich tatsächlich eher schlechter als besser. Außerdem verkrampfte bei dem Titel etwas in ihrer Brust. „Du solltest mich nicht mehr so nennen“, stellte Koryphelia bedrückt fest. „Dieser Titel gehört mir nicht.“
Milina schenkte ihr ein mitfühlendes Lächeln und stellte das Tablett auf dem Nachtschränkchen neben Koryphelias Kopf ab. Eine ganze Reihe unterschiedlicher Lukenpasteten und ein dampfender Becher Schokoladen-Karamell-Milch verbreiteten ihren Duft. Koryphelia konnte nicht einmal behaupten, dass es nicht appetitlich war und dass sich diese Aufmerksamkeit nicht gut anfühlte. Trotzdem war es falsch. „Seid nicht zu hart zu Euch selbst, Prinzessin. Ich bin mir sicher, dass man Euch von jeglicher Schuld freisprechen wird.“ Die Zofe trat an den Kleiderschrank heran und zog ein schwarzes Kleid vom Bügel. „Möchtet Ihr vielleicht aufstehen, oder beliebt es Euch, den Rest des Tages im Bett zu bleiben?“
Koryphelia kam mühsam ins Sitzen. Es fiel ihr schwer, als laste tatsächlich ein Gewicht auf ihrer Brust. „Wenn das stimmt, ist das allein Zedians Verdienst, aber es ändert nichts daran, dass ich mich niemals wie eine Prinzessin hätte behandeln lassen dürfen.“ Sie zog die Beine an und rieb sich die Augen. Sie brannten fürchterlich und nur weil die erdrückende Taubheit von einer schweren Traurigkeit abgelöst worden war, war das Weinen nicht einfacher geworden. Niedergeschlagen starrte die Prinzessin auf ihre Hände hinab, erwartete fast, noch immer das Blut ihres Vaters zu sehen. Was hatte sie nur getan?
Ein leises Seufzen erklang und Milina legte das Kleid ans Fußende des Bettes. „Euch trifft keine Schuld, Hoheit“, versicherte Milina leise und trat etwas näher. Obwohl es ein haarsträubender Regelbruch war, setzte sich die Zofe zu der Prinzessin auf die Bettkante und reichte ihr das dampfende Schokoladengetränk. Kory war so froh, dass ihre Freundin wieder da war, auch wenn sie es nicht ausreichend wertschätzen konnte. „Niemand kann Euch einen Vorwurf machen, selbst wenn die Gerüchte stimmen sollten.“ Ein hektischer Blick über die Schulter verriet, dass sich die Dienerin nicht wohl damit fühlte, solche Gerüchte nicht vehement abzulehnen, was man ihr sicher als Hochverrat hätte anlasten können. „Wichtig ist jetzt, dass Ihr Eure Gesundheit nicht missachtet.“ Als sie es nicht annahm, drückte die Zofe Koryphelia den Becher nachdrücklich in die Hand. „Möchtet Ihr vielleicht ein paar Schritte in den Garten machen? Etwas frische Luft würde Euch sicher guttun?“
Nein, sie wollte keinen Spaziergang machen. Sie wollte auch dieses Zimmer nicht verlassen. Am liebsten hätte sie sich für immer unter ihrer Bettdecke verkrochen und wäre verschwunden. Sie wollte niemanden sehen, sich nicht rechtfertigen und sich niemals damit auseinandersetzen müssen, was sie ihrem Vater angetan hatte. Wie Lydisia wohl reagiert hatte? Ihr Sohn würde ohne einen Vater aufwachsen und plötzlich war die unvergleichbar gute Stellung, für die die junge Frau so viel gegeben hatte, gefährdet und schwierig. Was würde sie tun, um sich daraus zu befreien? Koryphelia schüttelte den Kopf. „Ich will nicht rausgehen.“ Zur Zufriedenheit ihrer Freundin nippte sie jedoch an dem Schokami. Das heiße, süße Getränk war tatsächlich wohltuend und obwohl es ihr die Zunge verbrannte, trank Koryphelia noch einen weiteren Schluck.
„Wie Ihr wünscht. Soll ich stattdessen vielleicht das Fenster öffnen?“
Kurz wollte Koryphelia Nein sagen. Es lag nichts jenseits dieses Raumes, was sie gern sehen oder hören wollte. Plötzlich schien alles bedrohlich zu sein und sich gegen sie verschworen zu haben. Am Ende würde sie noch tatsächlich Besuch von einem Dämonen bekommen und überhaupt erschien es ihr seltsam unsicher, das Fenster zu öffnen. Dabei würde es ihr Versteckspiel nicht beenden und vermutlich war frische Luft tatsächlich eine gute Idee. Deshalb nickte Koryphelia trotz ihrer inneren Ablehnung und nahm noch einen weiteren Schluck aus ihrem Becher.
Milina nickte zufrieden und trat zum Fenster. Eine kühle Brise trug die erkaltete Luft hinein und brachte erste Spuren von Frost mit. Tatsächlich musste es sehr warm in ihrem Zimmer sein, denn der Temperaturunterschied war so deutlich, dass der Prinzessin schon wieder leicht schwindelig wurde. Die Zofe sah zufrieden, wie sich die Vorhänge blähten und drehte sich zurück in den Raum. „Bitte, Hoheit, esst etwas. Ich habe all Eure Lieblingspasteten mitgebracht.“
Koryphelia hatte beim besten Willen keinen Hunger. Ihr Magen war zugeschnürt und zu Essen hatte sie seit ihrer Zeit in der Unterwelt ohnehin kein gutes Verhältnis mehr. Ständig hatte sie das Gefühl, dass sie ihre Mahlzeiten nicht bei sich behalten würde und nun verschloss ihr auch noch die unerträgliche Schuld des Königsmordes den Magen. Recht hatte die Zofe dennoch und es war niemandem geholfen, wenn sie verhungerte. Also nahm sich die falsche Prinzessin eine der heißgeliebten Teigtaschen und begann langsam daran zu knabbern. Sie musste sich ablenken. Aber wie? Jeder Gedanke führte sie zurück zu Ebos, zu ihrem Vater oder zu Zedian. Die Gedanken an den zukünftigen Sultan wiederum verwirrten sie, machten sie nervös und fast etwas verlegen und das war so unangebracht, dass sie sich vor sich selbst schämte. Dann fiel ihr plötzlich auf, dass die junge Frau, die sich so umsichtig um sie kümmerte, selbst kürzlich großes Leid erfahren hatte, und weil sie eine verdammt schlechte Freundin zu sein schien, hatte sie sich noch nicht erkundigt. „Wie geht es dir?“, fragte Koryphelia deshalb nach einer Pause voll Schweigen. „Hast du dich ausreichend erholt?“
Etwas überrascht sah Milina sie an. Vermutlich war sie es nicht gewohnt, dass die Prinzessin auf andere achtete. Sie war häufig wahrlich ein verzogenes Blag. „Mir geht es gut, Hoheit. Danke.“ Die Zofe deutete einen Knicks an und lächelte, noch immer irritiert.
„Das ist gut“, murmelte Koryphelia und versuchte, sich darauf zu konzentrieren. Wenigstens eine gute Nachricht. „Wir sollten jemanden finden, der das Sklavenmal entfernt“, fiel ihr dann wieder ein und sie sah wie automatisch zur Brust ihrer Freundin, auch wenn die fragliche Stelle natürlich unter der Dienstuniform verborgen war.
Zu Korys großer Überraschung reagierte die Zofe mit Verlegenheit. Sie senkte den Kopf und spielte mit ihren Fingern, wären ihre Wangen sich leicht röteten. „Tatsächlich, Prinzessin, hat Euer Verlobter sich dessen direkt nach meiner Heimkehr angenommen. Zed… seine Hoheit hat die Entfernung veranlasst und bezahlt.“
Das war überraschend… irgendwie. Eigentlich passte es zu Zedian, besonders wenn man bedachte, dass er die Heimkehr der Zofe miterlebt hatte, aber ein wenig verwunderte es Koryphelia trotzdem. Vor allem, weil sie sich nicht daran erinnern konnte, ihre Zofe schon einmal zu verlegen gesehen zu haben. „Gibt es da etwas, das ich wissen sollte?“, fragte sie und runzelte die Stirn. Schon wieder spürte sie einen leichten Stich der Eifersucht, obwohl es keinen echten Anlass dafür gab, und schon wieder hätte sie sich dafür ohrfeigen können. Erstens hatte sie andere Probleme und zweitens würde sie noch ernsthafte Probleme bekommen, wenn jede freundliche Geste des Prinzen Eifersucht in ihr weckten.
„Er hat damals nach Eurem Verschwinden in Om’falo mit mir gesprochen und offenbar hat er sich tatsächlich an mich erinnert.“ Wenn möglich wurden die Wangen der Zofe sogar noch röter und Korpyhelia war unsicher, was sie davon hielt.
Bevor sie jedoch weiter darüber sprechen konnten, klopfte es an der Tür und dann bewegte sich die Türklinke, ohne dass der Besucher auf eine Antwort gewartet hätte. Koryphelia spannte sich an und erwartet Ärger. Die Welt jenseits dieser Tür bot ihr aktuell nichts Gutes und der Impuls, sich zu verstecken, hätte sie beinahe dazu veranlasst, sich die Bettdecke über den Kopf zu ziehen. Deshalb war sie fast erleichtert, als nur Kendra den Raum betrat.
Koryphelia hatte den Eindruck, dass die ehemalige Sklavin es nicht sehr gut aufgenommen hatte, dass die Prinzessin ihre alte Zofe zurückgenommen hatte. Es war ihr nicht sehr schwergefallen, Kendra von ihrer Tätigkeit zu befreien. Hätte Machairi ihr nicht selbst geraten, Milina zurückzunehmen, hätte sie vielleicht gefürchtet, dass er böse darüber sein würde – schließlich war er es gewesen, der Kendra ihre neue Stelle eingebracht hatte. Doch das Problem hatte sich nicht ergeben und Koryphelia hatte ohnehin stets den Eindruck gehabt, dass Kendra nicht unbedingt glücklich in ihrer Position war. Sie hatte zwar ein wenig enttäuscht reagiert, wenn sie festgestellt hatte, dass die Prinzessin ihr nicht alles anvertraute, aber darüber hinaus hatten sie kein tieferes Verhältnis aufgebaut. Was tat die junge Frau also hier?
Ein Knicks. Sie sah aufgelöst und unruhig aus. „Prinzessin, verzeiht mein unverschämtes Auftreten“, begann sie und selbst ihre Stimme klang gehetzt. „Mein Beileid für Euren Verlust.“
Die Prinzessin blinzelte überrannt. „Äh … Danke.“ Sie warf einen hilfesuchenden Blick auf Milina, die sich ein wenig angespannt hatte und vielleicht in der anderen auch eine Bedrohung sah. Ihr Blick war nicht direkt feindselig, zu solch negativen und offensichtlichen Neigungen ließ sich eine erfahrene Zofe nicht hinreißen, aber es war trotzdem zu merken, dass die Zofe ihre Vertretung mit Vorsicht betrachtete. Auch Koryphelia fand es seltsam, dass Kendra ihre Schüchternheit so massiv abgelegt hatte.
„Darf ich Euch unverschämterweise um einen Gefallen bitten, Hoheit?“, fragte Kendra und erhob sich erst jetzt aus ihrem Knicks. Als sie nicht sofort eine Verneinung zur Antwort bekam, interpretiert sie das zögernde Schweigen scheinbar als gute Gelegenheit und fuhr fort: „Man lässt mich allein nicht zur Trauerbekundung in den Saal, aber es würde mir viel bedeuten. Dürfte ich Euch begleiten, wenn Ihr Euch verabschiedet, Prinzessin?“
Alles in der Prinzessin schien zu verkrampfen und ein Klumpen in ihrem Hals wurde so dick, dass sie nach Luft schnappte. Der Schokami schwappte in der Tasse und hinterließ einen braunen Fleck auf den weißen Laken und Milina nahm der Prinzessin den Becher aus der Hand. Koryphelia vergrub die Finger in ihrem Rock und konzentrierte sich aufs Atmen, das sie plötzlich so schrecklich schwerfiel. Das Bild ihres reglosen Vaters, wie er mit leerem Blick zur stuckverzierten Decke empor sah, flammte vor ihrem inneren Auge auf. Sie glaubte wieder Spuren seines Blutes auf ihren Händen zu sehen und das Gemisch von Trauer und Schuld riss sie in einen dunklen Strudel hinab. „I-ich glaube nicht, d-dass ich …“, begann sie zu stammeln und konnte den Gedanken nicht ertragen, die Leiche erneut zu Gesicht zu bekommen. Das würde sie niemals über sich bringen. Sie konnte ihn nicht noch einmal so leer und leblos sehen, die Haut erkaltet und grau. Das würde sie nicht überstehen. Ihr Vater. Ihr eigener Vater. Den sie getötet hatte. „Ich kann nicht“, flüsterte sie und Tränen schienen auf ihrem Gesicht zu brennen, obwohl ihre Augen trocken waren. Würde man von ihr verlangen, dass sie ihn noch einmal sah und ihm persönlich die letzte Ehre erwies? Traditionell würde man ihn in zwei Tagen begraben, aber selbst das konnte sie nicht ertragen. Sie wollte sich hier verstecken und nicht mehr darüber nachdenken müssen.
Milina trat etwas näher. „Ich bin sicher, dass jeder dafür Verständnis haben wird, Hoheit“, sagte sie beruhigend.
Kendra schien da weniger überzeugt. „Vielleicht würde es Euch helfen, wenn Ihr Euch angemessen verabschieden würdet, und es würde sicher den richtigen göttergefälligen Eindruck nach außen vermitteln.“ Die Unsicherheit und Zurückhaltung, die dem Zhakimädchen stets angehaftet hatten, waren fort, sie waren auseinandergefallen wie überreife Blütenblätter und gaben den Blick auf eine irritierend selbstbewusste junge Frau frei.
Koryphelia fuhr zusammen. Sie weiß es, dachte sie und ihre Hand zuckte unwillkürlich zu der Schorfstelle, an der das dunkle Mal geprangt hatte. Eigentlich hatte sie gedacht, dass sie das unheilvolle Geschwür vor ihrer Aushilfszofe versteckt hatte, aber scheinbar war Kendra besser im Bilde, als sie ihr zugetraut hatte. Verwunderlich war es eigentlich nicht, aber so, wie die Dienerin es nun darstellte, klang es fast wie eine Drohung. Koryphelias Hals war trocken und viel zu eng und sie wunderte sich, warum ein Totenbesuch der jungen Frau so wichtig war, dass es ihr eine Drohung wert war.
Auch Milina hatte die Augenbrauen gehoben. „Wenn Ihre Hoheit nicht möchte, wird sicher jedermann Verständnis haben, dass die Ereignisse furchtbar und belastend sind.“ Sie musterte die andere Dienerin skeptisch.
„Das stimmt natürlich. Dann ist es wohl gut, dass niemand Grund hat, Eure Götterfurcht anzuzweifeln, Prinzessin, sonst wäre ja nicht auszudenken, was ein paar kleine Details alles für Gerüchte auslösen könnten.“ Unschuldig knickste sie. „Wenn Ihr mich entschuldigt. Ich werde stattdessen Eure Stiefmutter bitten.“
Koryphelias Finger hatten zu zittern begonnen. Sie hatte die Drohung verstanden und der Gedanke an die junge Witwe war schon so unangenehm genug. Sie musste nicht auch noch mit Gerüchten gefüttert werden, die einen wahreren Kern haben würden, als Koryphelia lieb war. Deswegen wählte man seine vertrautesten Diener mit Bedacht. Man gab ihnen die Macht, großen Schaden zu verursachen, wenn man sie so nah an die bestgehüteten Geheimnisse heranließ. Was blieb ihr anderes übrig, als Kendras als Bitte getarnter Forderung Folge zu leisten? Zedian hatte gerade erst sein Möglichstes getan, um die grauenvolle Wahrheit zu verschleiern, und wenn sie Kendra nicht hier und jetzt mundtot machen wollte – wozu sie vermutlich nicht einmal in der Lage gewesen wäre, wenn sie tatsächlich skrupellos gewesen wäre – dann würde es schon nach wenigen Minuten kein Halten mehr geben.
Auch Milina hatte verstanden, dass die andere Zofe sich in Erpressung versuchte, und schnaubte. „Was erlaubst du dir eigentlich?“, fauchte sie, nun doch recht offensichtlich feindselig. „Was du hier suggerierst, würde dich den Hals kosten.“
„Mich? Oh nein, da hast du etwas missverstanden. Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass die Gerüchteküche bereits brodelt und dass es sicher nicht gut für den Ruf und die Gesundheit der Prinzessin wäre, diesen Gerüchten neue Nahrung zu geben.“ Kendra zuckte mit den Schultern. „Aber natürlich gilt das nur, wenn es tatsächlich etwas zu verbergen gibt und das Gerücht belegt werden kann.“
Milina trat hinter dem Bett hervor, um näher an Kendra heranzutreten. „Ich verstehe sehr genau, was du gesagt hast, und du kannst dir sicher sein, dass du deinen Willen nicht bekommen wirst. Wenn du tatsächlich sagen möchtest, dass sich unsere Prinzessin eines Vergehens schuldig gemacht hat, werde ich jetzt umgehend die Wachen rufen. Andernfalls entschuldigst du dich besser, verziehst dich und hältst die Klappe mit deinen rufmörderischen Aussagen.“
Kendra schmunzelte, aber es war Koryphelia, die als nächste das Wort ergriff. Sie hatte eine Wahl. Koryphelia fürchtete weniger um ihren Ruf als um ihr Leben, wenn irgendjemand – am Ende noch beweisbar – Grund hatte anzunehmen, dass sie ihren Vater getötet hatte, dass sie ein Versprechen an Ebos gegeben und gehalten hatte und dass sie sich ihren Titel erschlichen hatte und ihn weiterhin hielt, auch wenn sie sich der Falschheit bewusst war. „Lass gut sein, Milina“, sagte sie leise und gab sich geschlagen. „Kendra hat recht… ich sollte tun, was die Bräuche verlangen.“
Die eine Zofe schaute entgeistert und besorgt. Die andere lächelte triumphierend. Koryphelia ließ sich in das Trauerkleid gewanden. Beklemmt ließ sie die Finger über den dunklen Stoff gleiten. Er schien sie neu einzuengen und machte den mangelnden Raum in Hals und Brust noch etwas kleiner. Ihre Atemzüge schienen ihre Lunge nicht ausreichend zu erreichen und sie öffnete den Mund, in der Hoffnung tiefer durchatmen zu können. Trotzdem straffte sie die Schultern und zwang sich, den Kopf zu heben. Sie hatte doch keine Wahl.
Es kostete die Prinzessin alles an Beherrschung, sich nicht vollständig verunsichern zu lassen. Die Stille auf den Fluren und ihre Bedrückung verschlimmerten sich mit jedem Schritt, den sie sich von ihrem Zimmer entfernte. Niemand konnte ihr helfen und auch wenn die Situation eigentlich lange nicht so aussichtslos hätte sein dürfen, wie sie ihr in den letzten Tagen erschienen war, wusste das sechzehnjährige Mädchen nicht, wie sie die nächsten Stunden und Tage überstehen sollte. Mit aller Kraft hielt sie die letzten Reste ihrer Beherrschung zusammen, spürte die beiden Dienerinnen im Rücken und versuchte, sich an einem freundlichen Harethi festzuhalten, der das einzig Positive in dieser Lage zu sein schien. Zedian war jedoch nicht hier und als Koryphelia die Tür zum Saal erreichte, in dem man ihren Vater aufgebahrt haben musste, konnte sie nicht weitergehen.
Stocksteif starrte die verzweifelte Tochter auf das dunkle Holz, sah vorbei an den kunstvollen Schnitzereien und den goldenen Verzierungen und lauschte dem Rauschen in ihren Ohren. Es war keine Trauer, die ihr den Atem nahm. Es war auch nicht die Schuld, die sie nicht mehr losließ, seit das Undenkbare passiert war. Angst hatte die Prinzessin in einem Würgegriff und schien nicht gewillt, sie freizugeben. De Gewissheit, was sie erblicken würde, wenn sie durch diese Tür schritt, war unerträglich. Sogar wenn sie zugab, dass Kendra irgendwie recht hatte - auch wenn die sie erpressen wollte - war die Vorstellung nicht auszuhalten. Sie wollte sich verabschieden, vielleicht sogar um Verzeihung bitten, für diese Tat, die ganz sicher nicht ihre Absicht gewesen war. Sie wollte, aber es fühlte sich nicht an, als könnte sie. Ihre Wahrnehmung schien mit jedem Atemzug selektiver zu werden, das Blickfeld sich immer weiter zu verengen und das Rauschen immer weiter anzuschwellen. Sie sah nichts als diese Tür.
„Hoheit?“ Milina trat neben sie und ihr besorgter Ton und ihre warme Fürsorge durchbrachen den inexistenten Lärm. Die Zofe warf einen unsicheren Blick zu den Soldaten, die die Tür und den toten König bewachten, und nahm davon Abstand, die Prinzessin zu berühren. „Möchtet Ihr zurückgehen?“, fragte sie und nutzte aus, dass Kendra vor diesen Soldaten ebenso vorsichtig sein musste.
Doch Koryphelia schüttelte den Kopf. Sie brauchte nicht noch eine Gegenspielerin und sie konnte darauf verzichten, Gegenstand weiterer Gerüchte zu werden. Sie musste ihn nicht ansehen. Sie musste nur eintreten und Kendra hineinbringen. Mit einem letzten tiefen Atemzug in die Enge ihrer Brust trat Koryphelia vor und sah dabei zu, wie man ihr die Tür öffnete. Ihre Schritte trugen sie widerstrebend in den Raum und zwei Dienerinnen folgten. Sie hatte versucht, nicht zu dem Podest zu blicken, das umgeben von Kerzen in dem sonst leeren, dunklen Saal stand, doch es zog ihren Blick an. Als ziehe ein starker Luftstrom sie durch den Raum, oder als habe erneut eine höhere Wesenheit die Kontrolle über sie übernommen, ging Koryphelia durch den Raum. Ihre Knie waren weich, ihre Schritte unsicher, doch stehenbleiben konnte sie nicht.
Thredians Gesicht war im Tod noch ernster, als es im Leben gewesen war. Seine Züge waren nicht entspannt und obwohl die Lider geschlossen waren, war es Koryphelia, als blicke er sie wütend und schmerzverzerrt an, als sie auf den Stufen neben ihm stehenblieb. Man hatte ihn in seine prächtigsten Gewänder gehüllt und das blau-silberne Tuch, auf dem er lag, hatte man so drapiert, dass es die Wunden am Schädel versteckte. Bleiche Hände lagen locker über dem Schwertgriff übereinander. Koryphelia war kalt. Wie flüssiges Eis sickerten Trauer und Schuld durch ihre Adern und schienen sie ebenso versteinern zu wollen wie ihren reglosen Vater. Damals, als ihre Mutter gestorben war, hatte der Anblick der Leiche sie davon überzeugt, dass es ihr nun wenigstens besser ging. Sie hatte friedlich ausgesehen und eine kleine Koryphelia hatte verstanden, warum der Tempelvater vom Totenschlaf gesprochen hatte. Thredian sah hingegen nicht aus, als könnte er im nächsten Moment aufwachen, nichts an seinem Ausdruck war friedlich oder erlöst und Koryphelia erschauderte. Ob er in seinem letzten Augenblick bereits gesehen hatte, wohin sein Weg führte? Blickte sie deshalb in gepeinigte Wut? Weil Cecilias falscher König bereits die ersten Augenblicke der farblosen Schwere der Unterwelt erlebt hatte, während seine Tochter ihn ermordet hatte? Sie sah es vor sich, wie er sich mit leerem Gesicht durch die grauen Straßen schleppte und mit Grauen dem Tag entgegenblickte, da Dämonen seinen Namen flüsterten und seine Fehler straften.
Koryphelia hörte ein lautes Schluchzen, fast ein Schrei in der Stille des Raumes, und dann spürte sie die Stufen unter den Schienbeinen und begriff erst, als die Trauer ihr die Brust zerriss, dass es ihre eigene Stimme gewesen war. „Es tut mir leid. Es tut mir so leid!“ Immer wieder kam es flüsternd über ihre bebenden Lippen, während ihre Zähne aufeinander klapperten und ihre Worte unverständlich machten. Sie hatte es doch nicht gewollt.
Es war, als sei ein Damm gebrochen. Koryphelia kauerte neben dem massiven Podium, auf dem die Leiche ihres Vaters lag, und weinte. Sie hatte das Gesicht in den Händen vergraben und schluchzte, während ihre Tränen in die schwarzen Ärmel perlten. Einen Augenblick später spürte sie eine Umarmung, als Milina sich über die Regeln hinwegsetzte und sich neben sie hockte, und Koryphelia hätte ihr in diesem Augenblick nicht dankbarer sein können. Das Schluchzen machte das Atmen schwer und sie drückte sich an ihre Freundin. Nachdem der Knoten, der seit der Tat kaum eine Träne zugelassen hatte, geplatzt war, hatte sie das Gefühl, dass sie nun endlich angemessen reagierte. Obwohl es schrecklich weh tat und die Trauer sie erdrückte, war es seltsam befreiend zu weinen.
Eine ganze Weile bemerkte Koryphelia nicht mehr viel um sich herum. Erst als sie jemanden auf der Stufe neben sich wahrnahm und gegen ein Bein stieß, bekam sie ihren Weinkrampf genug unter Kontrolle, um blinzelnd aufzusehen. Ihre Augen waren gereizt und müde und noch immer rannen die Tränen. Doch wenigstens konnte sie nun wieder einatmen, ohne zu stocken oder laut schluchzen zu müssen. Reglos starrte sie zu Kendra hinauf und beobachtete die Bewegungen der Zhaki, die sich nicht um die Prinzessin und ihre Zofe zu scheren schien. Viel zu lange dauerte es, bis Kory begriff, dass die Sklavin an der Leiche herumfummelte. „Was tust du?!“, stieß sie hervor und sprang auf. Ihr Kreislauf hielt das hektische Aufstehen für ein Problem und dunkle Punkte machten das Blickfeld unscharf. Hätte Milina sie nicht geistesgegenwärtig festgehalten, wäre sie vermutlich rückwärts die Treppe hinuntergefallen.
Kendra antwortete nicht. Einen Augenblick später, den Koryphelia brauchte, um wieder einigermaßen scharf zu sehen, durchsuchte sie noch immer sämtliche Taschen des Königs. „Wo ist er?“, murmelte sie dabei und tastete am Hals des Toten nach einer Kette. Dabei bewegte sie den Kopf des Königs ein wenig und Koryphelia wurde wütend. Ob er es nun merkte oder nicht, dieses Mädchen würde nicht seine Ruhe stören.
Energisch griff Koryphelia nach der Zhaki und zerrte sie zurück. „Lass das!“, befahl sie schrill, die Stimme belegt und kratzig vom Weinen.
Kendra wirbelte herum. „Wo ist der Tresorschlüssel? Ich weiß, dass er ihn immer bei sich getragen hat!“
„Sie werden ihn beim Umziehen abgenommen haben“, schaltete sich Milina ein. „Was willst du denn am königlichen Tresor?“
„Zurückholen was meinem Volk gehört!“ Ärgerlich wandte sich die Zhaki ab und stapfte die Treppe hinab. „Wo ist das verdammte Ding jetzt? Ich habe keine Lust mehr auf dieses Possenspiel! Ihr habt unsere Memoiren gestohlen und ich will sie wiederhaben!“
Koryphelia blinzelte und wischte sich die Tränen fort. „Wir gehören doch zum gleichen Volk. Alles was dir gehört, gehört auch uns.“
„Leicht zu sagen als falsche Prinzessin. Sullis Memoiren gehören den Zhaki und dein feiner Vater hat sie gestohlen. Ich werde sie zurückholen und dann könnt ihr euch gerne weiter untereinander umbringen und eure dreckigen Geheimnisse umherschieben. Hätte ich gewusst, dass dieser ganze Hof von innen noch viel mehr rottet als man von außen sieht, hätte ich mich nie auf dieses Schiff geschlichen!“ Kendra wurde immer ungehaltener und Koryphelia zuckte zurück, als ihr von der sonst so zurückhaltenden jungen Frau derartiger Hass entgegenschlug. Bedeutete das, dass sie von Anfang an nur gespielt hatte, dass sie nie eine Sklavin gewesen war und dass sie ihnen nur eine Scharade vorgespielt hatte, um diese Überlieferungen zu stehlen? Wie wichtig mussten diese Schriften sein, dass sie einen solchen Aufwand betrieb, um sie zu erreichen?
Die Prinzessin schluckte. „Woher weißt du, dass er sie gestohlen hat?“, wagte sie zu fragen, auch wenn sie nicht behaupten konnte, dass es unrealistisch klang.
„Ich war dabei!“
Kendra sah aus, als wolle sie auf die Prinzessin losgehen, aber erneut schritt Milina ein. „He, sie hört dir zu. Denk dran, dass Wachen vor dieser Tür stehen, bevor du hier rumschreist.“ Kory hatte ihre pragmatische Vernunft vermisst. Es war ihr deutlich anzusehen, dass sie die Wachen am liebsten augenblicklich gerufen hätte, damit sie sich um die Hochstaplerin kümmerten. Doch sie hielt sich zurück und wartete, was ihre Prinzessin tun wollte.
„Und du hast dich in Sklaverei begeben, hättest dich diesen Soldaten ausgesetzt, dich mit meinem Vater … auseinandergesetzt, hast Machairis Pläne befolgt und hier als Zofe gedient, nur um sie zurückzuholen?“ Es war nicht schwer zu sehen, wie viel persönliches Leid Kendra auf sich genommen hatte und wozu sie bereitgewesen wäre, wenn sich die Dinge nicht ungeplant entwickelt hätten. Somit war es mehr eine rhetorische Frage. Ob Machairi es gewusst hatte? „Aber… warum auf dem Weg nach Hareth, wenn der Tresor weit weg ist?“
Die Zhaki reckte das Kinn. „Es ist leichter, sich auf ein Schiff zu schleichen, als in einen Palast einzubrechen. Außerdem dauert es eine Weile, bis man sich Vertrauen erarbeitet und jemanden verführt … selbst wenn es ein selbstgefälliger Lustmolch ist… und die Abwesenheit der Königin hat den richtigen Zeitpunkt diktiert.“
Nun spürte Koryphelia Wut aufwallen. Man sprach nicht so über die Toten … schon gar nicht neben dem Totenbett! Auch wenn man vielleicht zugeben musste, dass König Thredians Selbstbeherrschung bei schönen Frauen … Nicht drüber nachdenken, nicht drüber nachdenken, nicht drüber nachdenken. Die Prinzessin schluckte ihre Wut herunter – was ohne schwarzes Mal wesentlich besser gelang. „Ich helfe dir, deine Bücher zurückzuholen … und dann verraten wir einander nicht?“ Der Schreck hatte ihren Kopf geklärt und es war, als hätten die Tränen ein Stück ihrer Hilflosigkeit fortgespült. Koryphelia musste an sich denken und dazu gehörte, ihr buchstäblich dunkelstes Geheimnis zu hüten. Dieser Handel hatte für beide Seiten nur Vorteile.
Kendra sah für einen Augenblick ernstlich überrascht aus und es verbannte den sprühenden Hass aus ihrem Gesicht. „Gut … abgemacht.“
„Prinzessin … seid Ihr sicher?“ Milinas Sorge dämpfte die fragile Sicherheit der Prinzessin, aber sie nickte trotzdem. Sie musste sich beschützen und dies war vielleicht der einzige Weg.
Leider hatte Kendra zu helfen einen ganz gewaltigen Nachteil: Es würde bedeuten, dass sie einen zweiten Angang vor sich hatte, gegen den sich jede Faser ihres Körpers sträuben wollte. Der Schlüssel würde an die Königin gegeben worden sein oder sich zumindest im Königsgemach befinden. Koryphelias Beherrschung war jung, fragil und unbeständig. Sie fühlte noch immer Trauer und Schuld über sich hängen, auch wenn der Tränenwall es ein wenig leichter gemacht hatte. Doch vielleicht würde ihre ehrliche Trauer genau das sein, was sie brauchte. Sie konnte nicht im Geringsten einschätzen, wie ihre Stiefmutter darauf reagiert hatte, dass sie nun eine überaus schöne Witwe mit einem mutmaßlichen Thronfolger zum Sohn war. Kory hatte nie durchblicken können, ob Lydisia sich tatsächlich in den König verliebt hatte oder ob sie nur eine sehr gute Selbstbeherrschung hatte.
Dieses Mal gestattete sich die Prinzessin nicht vor der zu Tür erstarren. Kendra würde – unter dem Vorwand zu putzen – in den Gemächern der Prinzessin warten und auch Milina würde den Raum nicht mit ihr gemeinsam betreten. Koryphelia musterte angespannt die doppelte Bewachung, die Zedian oder Sato abgestellt hatten, und klopfte dann. Sie wand sich innerlich unter den Blicken, weil sie das Misstrauen spürte. Man wollte sie nicht schon wieder allein zu einem Mitglied der Königsfamilie lassen.
„Herein“, antwortete die hohe Stimme der Königin. Sie klang weniger fest als gewöhnlich, aber immerhin klang sie nicht, als würde sie weinen.
Langsam schon Kory die Tür auf und knickste. Überrascht stellte sie fest, dass Lydisia mitnichten allein im Raum war. Eine Dienerin schaukelte eine Wiege mit einem zappelnden weißen Bündel und scheinbar hatte sie soeben mit einem Diener gesprochen, der wahrlich unverhohlen feindselig dreinblickte, als die Prinzessin eintrat. „Kommst du, um dich einzurichten?“, fragte Lydisia mit einem spitzen, wenn auch traurigen Unterton.
Verwirrt sah Kory auf und war froh, dass ihr dennoch einfiel, was sie sich zurechtgelegt hatte. „Ich konnte die Stille in meinem Zimmer nicht mehr aushalten und dachte, es geht Euch vielleicht ähnlich.“ Skeptisch musterte sie den Diener, der ihrem Blick wohl nicht aus Respekt auswich. „Ich würde es vorziehen, im Kreise der Familie zu trauern.“
Die schöne Königin verzog die rosa Lippen zu einem gequälten Lächeln. Auch ihre Augen waren gerötet. „Nun komm, Kind, du hältst mich nicht für so naiv zu denken, dass dies kein Kalkül ist? Familie ist nur, wer uns nicht gefährlich werden kann, nicht wahr? Nein, du kannst nicht von mir erwarten, dass ich euch glaube, dass er zurücktreten wird, sobald mein Sohn das rechte Alter erreicht … falls er das rechte Alter erreicht.“
Kory blinzelte. „Ich fürchte, ich verstehe nicht…“
„Koryphelia, ich werde einen Vertreter für meinen Sohn schicken, und solltet ihr beide meinen Mann getötet haben, werde ich auch das ans Licht bringen, darauf darfst du dich verlassen. Nun raus aus meinen Gemächern. Geh zu deinem Usurpatorprinzen und spar mir deine Familienheuchelei. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.“
Langsam ging Koryphelia rückwärts aus dem Raum, viel zu überrumpelt, um die Vorwürfe alle zu verstehen, die ihr die Königin mit spitzer Stimme entgegengeschleudert hatte. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte, doch sie spürte Sorge aufkommen. Sorge und Angst, dass sie ihren Verlobten missverstanden hatte.
Sooo. Da sind es 40 Kapitel!
Ich bin eigentlich recht happy damit, weil Kendra jetzt doch noch mehr Bühne bekommen hat. Habt ihr jetzt alles verstanden, was sie so gemacht hat? Wie sollte Kory sich jetzt verhalten? Glaubt ihr, dass ihre Stiefmutter eine Gefahr darstellen wird?
Ich habe jedenfalls Bock dieses coole Aufeinandertreffen zwischen Zeidan und Machairi endlich zu schreiben, auch wenn mir die Zeit fehlt xD. Irgendwie werde ich es schon schaffen!
Bis nächste Woche!