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Leipziger Buchmesse 2024

Elin Bedelis • März 24, 2024

Neues Jahr, neue Messe, neues Buch

 Die Leipziger Buchmesse ist vorbei! Was für ein wahnsinniges Erlebnis das war: Eine Veröffentlichung, zwei Lesungen, viele tolle Begegnungen und eine Menge verkaufte Bücher!

Mittwoch, 20.03. - Anreisetag
Mein Supportbärchen und ich packen unsere Taschen in das geliehene Auto und auf geht es - 6 Stunden Richtung Leipzig. Eine aufgeregte Elin macht nur eine kurze Pause und prescht über die Autobahn in den Osten, direkt zum Messegelände
Inzwischen ist mir die LBM ja zum Glück vertraut. Ich weiß, wo die Hallen sind, wie der Ablauf funktioniert und worauf man sich einstellen muss - sogar aus Ausstellerperspektive. Was ich noch nicht kenne, ist Zeit für einen eigenen Stand zu haben. Als wir um 17 Uhr eintreffen ist ein großteil des Standes bereits bestückt und aufgebaut. Die anderen Chronisten haben schon ganze Arbeit geleistet - aber auch schon eine Menge Platz belegt. Zum Glück haben sie mir noch einen tollen Platz im Regal freigehalten und ich darf mein neues Buch prägnant platzieren und meine Buchbox sogar auf dem Tresen zur Schau stellen. Umgeben von den anderen tollen Büchern macht es sich schon ziemlich gut. Der Aufbau geht schnell und so bleibt noch ein bisschen Zeit für einen kurzen Abstecher zum Lübbe-Stand, denn ich habe noch ein paar Ausdrucke für die Kolleginnen dabei. Das Lübbe-Team ist noch schwer beschäftigt und eine unglückliche Nachricht über eine verletzte Kollegin macht klar: Die Messe wird für das Lübbe-Team noch etwas anstrengender als gedacht. Aber ich bin schließlich in eigener Instanz da und so geht es erstmal ins Hotel. 
Unsere Unterkunft am Rande von Leipzig im Stadtteil Lindenthal - wie in Köln, ein kleines Heimatsgefühl -  ist zwar etwas in die Jahre gekommen, macht aber einen recht soliden Eindruck. Unser größtes Problem: Das Zimmer stinkt erbärmlich nach Raucherqualm! Aber das Hotel ist ausgebucht und eine Stornierung wäre nicht kostenlos möglich, selbst wenn wir ein alternatives Hotel zu einem erträglichen Kurs finden könnten. Wie gut, dass wir nur zum Schlafen hier sein werden. Zum Abendessen fahren wir dann aber lieber in die Stadt und widmen uns dem obligatorischen Besuch von Auerbachs Keller. So beginnt die Messezeit literarisch und umgeben von Faustanspielungen lassen wir den anstrengenden Anreisetag ausklingen.

Donnerstag, 21.03 - Messestart
Die Schleusen öffnen sich und die Besucher:innen strömen in die Halle. Halle 3, stand B503 erwartet die Massen mit gezückten Fylern. Zum Glück haben wir Verkaufstalent Tea Loewe dabei, die nicht davor zurückschreckt den ganzen Gang zu uns zu locken. Eine bunte Fantasymischung hat sich am Stand zusammengefunden. Von seichtem Romantasy bis zu blutigem Horrorgemetzel haben wir alles dabei - und darunter sind natürlich auch Pyria und die Nebelgeborenen, die strenggenommen erst einen Tag später erscheinen - ein fantastisches Verkaufsargument (pun intended). So sehe ich auch die ersten bekannten Gesichter: Bloggerinnen aus meinem Vorableseteam kommen vorbei und holen sich ihre gedruckte Version ab und weil alle Turminsassen so fantastisch vernetzt sind, kommt eine bunte Mischung am Stand zusammen. Wir überzeugen schüchterne Leseratten ebenso vom Kauf wie die Plappermäulchen, die eigentlich gar nicht zum Shoppen vorbeigekommen sind. Der Turm erfreut sich großer Beleibtheit und was noch viel besser ist: die ersten Nebelgeborenen gehen über den Verkaustisch - und das obwohl das Publikum heute noch sehr fachbesuchslastig ist. Mit unserem kleinen Promi Olaf Raack am Stand kann natürlich niemand mithalten, aber am Ende des Tages haben fast alle einen erfolgreichen Tag.
Gegen Abend noch ein kleiner Schreckmoment, denn das Lokal, in dem ich die Premierenlesung morgen veranstalten will, weiß zwar von der Reservierung, kann sich aber nicht erinnern einer Lesung zugestimmt zu haben. Zum Glück ist das Team vor Ort zuvorkommend, agil und unfassbar nett und tut sein möglichstes, um die Bedinungen so gut wie möglich zu gestalten und ich bekomme das Go. Der nächste Tag kann kommen.
Ich muss außerdem wieder einmal feststellen, wie unglaublich viel Glück ich mit meinem right-hand-Bärchen habe. Sein unermüdlicher Support wärmt mir das Herz und gibt mir Sicherheit, auch wenn gruselige Leute vorbeikommen, die eher fragwürdiges Interesse an den Büchern haben. Nach einem erfolgreichen ersten Messetag geht es zum Essen in die Nähe der Chronisten-WG. Die stinkt zumindest nicht nach Rauch, aber nachdem wir die ganze Nacht gelüftet haben, ist auch unser Zimmer besser zu ertragen.
Eine besonders geruhsame Nacht wird es für mich trotzdem nicht, denn das Essen liegt mir schwer im Bauch und vor allem bin ich unfassbar aufgeregt, denn schließlich ist morgen der große Tag.


Freitag, 22.03. - Releaseday
Der Tag ist gekommen: Sonnenflügel und Geschwisterbande erscheint offiziell im Buchhandel und ich darf meine vierte Veröffentlichung feiern. Leider habe ich keine Schilder gebastelt, die den heutigen Erscheinungstermin anpreisen - also muss der Edding auf kleinen Telefonzetteln herhalten. Der Tag läuft langsam an und ich verkaufe zwar einige Bücher, aber in erster Linie die der anderen. Besonders Tobis Bücher gehen weg wie warme Semmeln und Zoe schafft es, wirklich jeder Person ihre Bücher schmackhaft zu machen.
Ich bin so sehr in meinem Verkaufsmodus, dass ich Essen, Trinken und Toilettenpausen eiskalt ignoriert hätte, wäre da nicht mein fürsorglicher Messebegleiter, der mich liebevoll daran erinnert. Er verwaltet außerdem meine Handy-kommunikation und reicht mir Signierstifte an. Die werden auch dringend benötigt, denn nach Mittag ziehen die Verkäufe schlagartig an. Eins nach dem anderen gehen die Nebelgeborenen über den Tisch und der Releaseday nimmt richtig an Fahrt auf. Ich kann mich inzwischen nicht mehr erinnern, wie viele Einladungen für die Lesung ich ausgesprochen habe, aber der Bahnstreik sorgt ohnehin dafür, dass am laufenden Band die Absagen eintrudeln. Man kommt nun einmal nicht in die Stadt, wenn die Regionalbahnen nicht fahren.
Dafür darf ich meine liebe Freundin aus der Schweiz, Almina endlich in Person treffen und wir haben unfassbar Spaß zusamen. Sie verkauft mir ihr Buch, ich überreiche ihr meine Buchbox und wir verwirren gemeinsam einen freundlichen Dude vom Sicherheitspersonal, als wir zwei mal zum Auto rennen.
Als sich ein ereignisreicher und verkaufsstarker Freitag dem Ende neigt, zeigt meine Bilanz das unfassbare: Der Novitäteneffekt hat meine Bücher insgesamt doch tatsächlich zum Kassenschlager gemacht. Ja, ich habe knapp sogar mehr Büher verkauft als Olaf (ehrlich, ich habe nochmal nachgesehen!). Mit fantastischer Laune machen Bärchen und ich uns als auf den Weg in die Stadt und zur Premierenfeier. Die zukünftigen Schwiegereltern sind extra nach Leipzig gekommen und fast alle Chronisten sind anwesend. Hinzu kommt eine fantastische Gruppe Bloggerinnen und ein kleines Ründchen anderer Schreiberlinge. Das Essen ist großartig und der Servicechef ist unfassbar lieb. Nur die Akustik droht der Lesung einen Strich durch die Rechnung zu machen, denn wir sitzen über einem vollen Lokal auf einer Empore und obwohl die Musik runtergedreht ist, ist es verdammt laut. Ich kann aber natürlich nicht einfach ... nicht lesen, das wäre wirklich nicht meine Art. Also rücken wir alle schön zusammen und alle 24 Anwesenden schenken mir ihre Konzentration und ihre Aufmerksamkeit währen dich ... nun ... schreie. Es ist lieb, das alle hinterher sagen, dass ich echt gut gelesen habe, denn um ehrlich zu sein hat man in der Lautstärke einfach nicht die Nuancen in der Stimme, die die Szene vielleicht gebraucht hätte. Auch etwas Kontext wäre vermutlich nicht schlecht gewesen, aber weil alle so unfassbar supportive sind, ist es trotzdem ein voller Erfolg. Am Ende des Abends bin ich glücklich. Erschöpft, etwas heiser und geradezu erschlagen müde - aber glücklich. Und mein Bärchen ist zum Vollblut-Assistenten geworden.
Ich bin so dankbar, dass sich so viele die Zeit genommen haben und mich so lieb unterstützt haben!

Samstag, 23.03. Messefinale
Ja, ich habe mich selbst manipuliert. Nach den wahnsinnigen Verkäufen des Vortrags war ich vielleicht etwas zu versessen darauf, alle meine Bücher zu verkaufen. Denn es finden erneut viele, viele Bücher ein zu Hause und überraschender Weise erfreut sich Pyria heute großer Beliebtheit - zwischenzeitlich habe ich mehr Pyria-Bände verkauft als SuG - aber ganz kann ich meinen Bestand doch nicht abverkaufen. Fünf Bücher sind am Ende des Tages noch übrig und das fühlt sich irgendwie nicht ganz so zufriedenstellend an wie null, dabei kommt ja noch ein ganzer Messetag, ich kann den Verkauf dann nur eben leider nicht mehr selbst begleiten. Die anderen werden mich aber gut vertreten und deshalb ist die leichte Enttäuschung darüber auch schnell vergessen, denn ansonsten ist der Tag großartig.
Die schieren Besuchermassen, die sich durch die Halle drücken, bringen deutlich weniger Kaufkraft mit als am Vortag, aber dafür sind noch viel mehr Menschen zum Plauschen aufgelegt. Meine weltbeste Mally schaut vorbei und um 16:30 Uhr geht mein Puls nochmal richtig in die Höhe - denn Tea und ich dürfen eine Lesung auf der Leseinsel halten. Vor uns und nach uns große Autoren und dann sind da wir, mit unserer Anthologie und unseren SP-Büchern. Was noch krasser ist? Im Publikum sind Menschen, die sich nur für mich da hingesetzt haben! Und weil ich dieses Mal ein Mikrofon habe, lese ich mir die Anspannung vom Leib und versinke so sehr in meiner eigenen Geschichte, dass ich beinahe vergessen hätte, Tea das Mikrofon zurückzugeben. Irgendwie haben meine 15 Minuten nämlich entweder später angefangen als gedacht, oder ich habe deutlich langsamer gelesen, denn am Ende komme ich fast drei Seiten weniger weit als ursprünglich geplant. Naja ... Cliffhanger und so! Nach der Lesung kommen mehrere Menschen zu mir und puschen mein ohnehin poliertes Ego noch ein bisschen weiter: mein Vorlesestil sei fantastisch und hätte sofort vom Kauf überzeugt. Awwwww!
Und dann ist auch schon Zeit für den Abbau. Und für ein Gruppenfoto!

Völlig erschöpft fahren wir zum Abendessen nach Halle, um mit der weltbesten Freundin und ihrem Begleiter in einer Hotellobby Burger-Take-Away zu essen und die reinprasselnden Instagramerwähnungen zu verfolgen. Ich kann gar nicht alles reposten, ohne meine Story komplett zu überladen, aber es ist unglaublich zu sehen, für wen ich Teil des Messeerlebnisses geworden bin. Immerhin haben mehr als sechzig Menschen meine Bücher gekauft! Was sollte man da andres tun als zufrieden ins Bett zu sinken.


Sonntag, 24.03. - Heimreise

Ein bisschen bedauerlich ist es ja schon, dass ich den letzten Messetag nicht mehr mitnehmen kann, aber vor uns liegt eine lange Autofahrt bei schlechten Wetterbedingungen und wir haben kaum noch Kraftreserven. Wir treten also zufrieden mit dem Messerfolg den Weg zurück nach Köln an und schon bei der ersten Rast vor Mittag kommt die großartige Nachricht: Alle Bücher sind verkauft! Die Chronisten haben ganze Arbeit geleistet und die Nebelgeborenen unters Volk gebracht - sogar für unsignierte Exemplare! Ich bin ewig dankbar für den Support der Runde, die mir so einen prägnanten Platz am Stand erlaubt haben und sogar in meiner Abwesenheit weiter meine Bücherchen angepriesen haben.

Als wir am späten Nachmittag in Köln ankommen, kann ich eine rundum positive Messebilanz ziehen. Abgesehen vom Gewinn durch die vielen, vielen Verkäufe und die damit mehr als übertroffenen Erwartungen habe ich besonders die Kontakte sehr genossen. So viele schöne Gespräche über meine und andere Bücher, so viele tolle Begegnungen und so viele Momente, in denen ich kaum fassen konnte, dass ich sie tatsächlich erlebe. Menschen, die meine Bücher signiert haben oder ein Foto mit mir machen wollten. Menschen, die ein bisschen nervös geworden sind, weil wir uns getroffen haben. Menschen, die nur für mich überhaupt vorbeigekommen sind! Und so viel Support von überall. Wahnsinn!

Ich danke euch allen von Herzen, die an diesem Abenteuer beteiligt waren. Die Leipziger Buchmesse 2024 wird mir immer fantastisch in Erinnerung bleiben!

Elin Bedelis Lesung Leipziger Buchmesse 2024

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Am 22.03. erscheint Nebelgeborene - Sonnenflügel und Geschwisterbande. Was erwartet euch im Buch?
von Elin Bedelis 23 Jan., 2024
Meine erste Neuerscheinung 2024 ist der Auftakt zu einer zweibändigen Reihe. Ich erzähle euch in diesem Beitrag, wie es zu dem Projekt gekommen ist und was euch in der Geschichte erwarte. Dafür stelle ich euch kurz Setting, Charaktere und die Grundidee vor und verrate natürlich alles zum Erscheinungstermin!
von Elin Bedelis 16 Sept., 2023
Ich habe ein neues Buch anzukündigen! Am 09.09. ist die Anthologie des Chronistenturms erschienen. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt einer kleinen netten Autor:innenvereinigung, von der ich seit einiger Zeit ebenfalls ein Teil bin. Wir waren gemeinsam auf der Buchmesse in Leipzig und verwirklichen einige Projekte gemeinsam. Es ist immer schön, mit anderen Autor:innen zusammenzukommen und sich über das Schreiben und alles Drumerhum auszutauschen. So kam bei einem der monatlichen Stammtische die Idee auf, eine gemeinsame Anthologie zu schreiben. Der Liebe Jon Barnis hat die Rahmenhandlung geschrieben, die Geschichte der Trolldame Mazura. Sie ist dafür verantwortlich eine Reihe besonderer Türme zu bewachen und sicherzustellen, dass alles im besten Zustand ist. Doch dann muss sie feststellen, dass einer der Türme seit kurzer Zeit von einer neuen Spezies bewohnt wird, die sich häuslich eingerichtet hat: Schreiberlinge überall! So ein Schreck, da hilft auch Mazuras flauschiger Begleiter nicht weiter. Die Flummel ist fast so ein guter Sidekick wie Puki ;) Das wäre alles schön und gut, hätte sich nicht eine Reihe wichtiger magischer Gegenstände in die Geschichten der Schreiberlinge verirrt. Da müssen die neuen Bewohner:innen des Turms natürlich helfen und die Artefakte kurzerhand wieder aus ihren Geschichten schreiben. Und da komme auch ich ins Spiel. Elin - oder Eulin, wie mein alter Ego im Buch so passend heißt - ist sehr hilfsbereit und schickt Mazura nach Kefa, zu Gwyn. Und wisst ihr was? Das Artefakt, das sich in Pyria verirrt hat, ist ausgerechnet Königsblut. Na, wer hat die Trilogie gelesen und versteht die Brisanz dieses Themas? Jetzt versteht ihr bestimmt, warum es juicy ist! Die anderen Autor:innen sind: Allegra Bork , Bjela Schwenk , Calvin Cozym , Celina Müller-Probst, Elin Nelier , Johanna T. Hellmich, Jon Barnis , Lavea Thoren , Malte Aurich, Marco Geiger , Markus Gerwinski , Martina Volnhals , Olaf Raack , Serena Merian , Tea Loewe , Tobias W. Krampitz , Verena Pophanken , Josefine Schwobacher, Zoe S. Rosary . Schaut gerne mal bei ihnen vorbei, vielleicht findet ihr ja noch ein Buch, das euch interessiert. Ihr könnt natürlich auch einfach die Anthologie kaufen und euch im Buch an ihren Welten erfreuen ;) In meinem Onlineshop gibt es die Möglichkeit, eine Print-Bestellung der Anthologie aufzugeben, die ich auch noch mit einem kleinen Pyria-Goodie erweitern werde. Das Ebook gibt es überall, wo ihr eure liebsten Ebooks findet. Viel Spaß mit der Anthologie! Erzählt mir unbedingt, was ihr von meiner Kurzgeschichte haltet!
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Inhalt (spoilerfrei): Es geht um den wissbegierigen und vorsichtigen Prinzen Yarvi, der seit seiner Geburt eine verkümmerte Hand hat und deshalb den Spott der Familie und des ganzen Königreichs auf sich zieht, seinen Titeln entsagen und ein Priester werden soll. Als jedoch sein Vater und sein älterer Bruder in einem intriganten Hinterhalt erschlagen werden, muss Yarvi den Thron kurz vor seiner Prüfung dennoch besteigen und ist dank der fehlenden Hand und seiner friedliebenden Art weder körperlich noch kämpferisch der König, den sich das Königreich wünscht – oder der er selbst sein will. In einem hinterhältigen Plan wird er auf seinem wiederwilligen Feldzug gegen die Mörder seines Vaters und Bruders ins Meer gestoßen und für tot erklärt. Doch Yarvi überlebt und schwört Rache gegen den Usurpator. Zunächst muss er jedoch Gefangenschaft, Brutalität und die Erbarmungslosigkeit seiner Welt überstehen. Auch wenn er Freunde in den Schatten findet und mit einem scharfen Verstand so manchen Hindernissen trotzt, hängt das Unheil stets über ihm und seinen neuen Begleitern und es ist ungewiss, welcher König letztendlich stirbt und welcher auf dem schwarzen Stuhl sitzt. Der erste Eindruck Während die Begeisterung über dieses Buch groß zu sein scheint – besonders wenn man die ersten paar Seiten meiner Ausgabe betrachtet, die vollgekleistert sind mit Lobeshymnen – war ich nur verhalten enthusiastisch. Besonders mein erster Eindruck war zwiegespalten. Das mag auch an der Aufmachung liegen: Fünf Seiten Selbstbeweihräucherung am Anfang, bevor auch nur ein Wort erzählt wurde, finde ich unglücklich. Es hat den Eindruck erweckt, als würde der Herausgeber es für nötig befinden, mir die Meinung anderer unter die Nase zu reiben, um meine Reaktion sicherzustellen und das hat mich gestört. Besonders, weil das Buch wunderbar ohne ausgekommen wäre. Die Aufmachung ist dagegen wirklich schön und trifft meinen persönlichen Geschmack sehr. Hübsches Cover, ansprechender Klappentext und eine Karte, mit der man natürlich erst noch nichts tun kann. Die ersten Kapitel steigen so schnell in die Geschichte ein, dass man es fast ein bisschen zu schnell finden könnte. Ich musste mir erst aktiv die Zeit zum Lesen nehmen, denn fest einfangen konnte mich das Buch sonst nicht. Die Stärken Zuerst kann man auf jeden Fall sagen: Es ist ein gutes Buch. Daran will ich hier auch keinen Zweifel erheben. Besonders die Actionszenen waren wunderbar geladen und hatten eine gute Geschwindigkeit. Das ist in jedem Fall für mich eine der größten Stärken des Autors und es ist gut, dass es so viele davon gibt. Es ist eine sehr brutale Geschichte und dafür, dass er in einem Interview sagte, die Gewalt sei absichtlich nicht so explizit … war es recht explizit. Davon haben die genannten Actionszenen allerdings sehr profitiert und für mich persönlich sind blutige Morde, gnadenlose Sklaventreiber und erbarmungslose Grausamkeit eher ein Pluspunkt … auf ihre eigene verdrehte Weise (außerdem passten sie gut ins Buch). Ich verstehe deshalb, warum sich G.R.R. Martin so positiv geäußert hat – wie das Buch gleich zwei Mal stolz verkündet. Anders als Mr. Martin habe ich den Einstig allerdings nicht so einfach gefunden. Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich an den leicht pathetischen Stil gewöhnt hatte und zu Anfang habe ich das Buch nach höchstens zwei Kapiteln (sehr kurzen Kapiteln) aus der Hand gelegt. Ein weiterer sehr positiver Punkt war die Dichte der Welt. Ich persönlich hätte mich nicht gegen etwas mehr Details gewehrt, aber die Gegebenheiten haben die Geschichte gut getragen und untermauert. Besonders der Wikinger-Vibe, der sich mehr und mehr durchgesetzt hat, wirkte sehr durchdacht und fundiert. Es dauert allerdings eine Weile, bis man versteht, womit man es zu tun hat. Die Geschichte lebt in erster Linie – und darin habe ich mich sehr gut wiedergefunden – von den Charakteren. Die sind alle sehr individuell und realistisch ausgestaltet. Relevante Vorgeschichten, Ticks, individuelle Details und wenige Superklischees. Ganz an der üblichen Schiene kommen sie zwar nicht vorbei, weil besonders die Antagonisten schon nach sehr gängigen Mustern gezeichnet werden, aber weniger lebhafter macht sie das nicht. Es wird nur aus einer Sicht erzählt, aber der Protagonist ist einigermaßen sympathisch. Einigermaßen? Ja, Yarvi ist ein mehr als grauer Held. Er durchläuft eine realistische Charakterentwicklung und kommt als veränderter Mann hinten wieder raus. Allerdings muss ich sagen, dass der Yarvi am Anfang mir wesentlich sympathischer war, einfach weil ich finde, dass er für die falschen Dinge abhärtet. Obwohl er selbst eine ganze Menge Leid erfährt, lässt er das Prinzip „Rücksicht“ mehr und mehr zurück. Dafür sind seine Begleiter mir aber umso sympathischer und es hat mir gut gefallen, dass das eindeutige Loveinterest hinter der „Kämpfen oder Sterben“-Situation und dem primären Ziel des Protagonisten angestellt wurde, anstatt es zu erzwingen. Probs auch an die Darstellung weiblicher Charaktere. Wir haben in Half a King viele starke Frauen, obwohl die Welt ein krasses Patriarchat ist. So ist die epischste Antagonistin eine ruchlose Kapitänin, die goldene Königin eine der mächtigsten und eindrucksvollsten Figuren im ganzen Buch und die Navigatorin auf vielen – leider sehr spoilerlastigen – Ebenen mein Lieblingscharakter. Kritikpunkte Das bringt mich zur Moral von der Geschicht, die ich noch nicht ganz verarbeitet habe. Ich will natürlich nicht das Ende vorwegnehmen, aber für die Gesamtaussage hätte ich mir etwas … moralisch Wertvolleres gewünscht. Das Thema Rache erfährt eine hohe Relevanz und ist eine wiederkehrende Triebfeder für verschiedenste Charaktere - und wird nie wirklich in Frage gestellt. Zwar hat Yarvi eigentlich ein Gewissen und die richtigen Gedanken, aber er lässt sie nie lange genug zu, um tatsächlich zu durchdenken, ob Rache das ist, was er braucht. Da hätte ich mir mehr gewünscht. Besonders, weil der Prinz eigentlich ein sehr reflektierter und intelligenter Mensch ist, dem Philosophie durchaus liegt. Seine Gedankenwelt wird sehr schön ausgestaltet mit vielen Rückbezügen auf seine Ausbildung und der Grundstein ist definitiv da. Ich verstehe auch, dass Joe Abercrombie verdeutlichen wollte, dass das in dieser Welt eben so sein muss und Yarvi nicht nach einem modernen Weltbild erzogen wurde, trotzdem müsste der Hauptcharakter meiner Meinung nach zu mehr Reflektion über seine Ziele in der Lage sein und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass diese Stellen vielleicht gestrichen wurden, weil ich ungenutzte Fragmente davon im Text sehe. Wo wir schon bei negativen Dingen sind, kann ich direkt auf mein größtes Problem zu sprechen kommen. Es ging mir zu schnell. Besonders am Anfang habe ich eine Weile gebraucht, um mich mit der Hast abzufinden, mit der teilweise über die Szenen hinweggefegt wurde. Einerseits ist das vermutlich eine Frage des Schreibstils. Joe Abercrombie schreibt hier sehr bildlich, reich an Metaphern und Vergleichen und mit sehr präzisen Sätzen. Er schafft es, mit wenigen Sätzen eine Szene zu skizzieren und einen Wortpalast zu bauen, der – wenn auch zweitweise etwas schwülstig – ein sehr harmonisches Bild grundieren könnte. Dafür verdient er definitiv Anerkennung. Für meinen Geschmack passiert allerdings zu wenig damit. Das Gerüst steht und ist wunderbar, aber ich habe an zu vielen Stellen das Gefühl gehabt, einer hastigen Nacherzählung zu folgen, statt mich inmitten der Situation zu befinden. Das ist auch kein Wunder, denn für 80.000 Wörter passiert verdammt viel! Ich hätte lieber 30.000 Wörter mehr gelesen und den Szenen mehr Zeit zur Entfaltung gelassen, besonders mehr Emotionen beschrieben und mich an ein paar weiteren Details aufgehalten, um noch weiter darin zu versinken. So konnte ich nicht überall die Bindung zu den Charakteren aufbauen, die es vielleicht gebraucht hätte, um ihre Schicksale angemessen zu betrauern oder zu bejubeln. Wenn ein Charakter in zwei Sätzen stirbt, kann ich ihn noch so sehr gemocht haben – das ist mir dann schnell gleichgültig und eine Verschwendung der sonst so genialen Actionszenen. An manchen Stellen hatte ich den Eindruck, als hätte sich ein Korrektor drangesetzt und die ganzen vertiefenden Beschreibungen gestrichen. Man erfährt also quasi alles was man wissen muss, aber dann geht es weiter und man bekommt nicht die Möglichkeit, sich mit den Einzelheiten zu befassen. Fast-paced indeed. Gesamteindruck Eine wichtige Frage bleibt noch: Ist es spannend? Die Antwort ist ja, weil die Geschichte mehr zu bieten hat als Unvorhersehbarkeit. Es mag an Genrekonventionen liegen, aber wirklich überrascht war ich an keiner Stelle. Selbst den ultimativen Plottwist am Ende hatte ich vermutet. Das muss aber nichts Schlechtes bedeuten, weil immerhin die Geschichte damit schlüssig ist, nicht wahr? Ich hatte meinen Spaß an vielen anderen Dingen in dieser Story und es war offensichtlich spannend genug, um doch bis zum Ende unterhaltsam zu sein. Mitleid war auf jeden Fall eine der vorherrschenden Emotionen beim Lesen und ich finde es tatsächlich auch noch Stunden später in meinen Gedanken. Irgendwie mitgerissen hat es mich also doch. Die kurze Leseprobe des zweiten Bandes fand ich sehr ansprechend. Auch wenn ich nicht das Bedürfnis habe, in den Laden zu stürzen und mir sofort den zweiten Band zu kaufen, werde ich ihn bestimmt irgendwann lesen. In Anbetracht des Schreibstils würde ich außerdem dringend die Lektüre auf Englisch empfehlen, weil die sehr vorsichtige Wortwahl der Sprache eindeutig mehr zugetan ist als dem Deutschen. Fazit Letztendlich ist Half a King ein typisches Fantasybuch, das die Genrekonventionen erfüllt, ohne sich auf Klischees zu versteifen. Die düstere Grundstimmung deckt sich gut mit dem brutalen, wenn auch sehr menschlichen Storytelling. Gut ausgearbeitete und lebhafte Figuren halten die Geschichte zusammen und auch wenn von Zeit zu Zeit etwas ausführlichere Beschreibungen mehr Spaß gemacht hätten, waren die Details der Geschichte sehr stimmig und ansprechend. Besonders die Welt hat überzeugt und bietet sicher noch Potenzial für die weiteren Teile der Trilogie. Es handelt sich nicht um eine Geschichte, bei der ich untrennbar an den Seiten geklebt habe und es nicht aus der Hand legen konnte, aber ich hatte trotzdem eine angenehme Leseerfahrung. Ein gutes Buch zum „einfach mal Weglesen“ und für die tägliche Dosis Fantasy. Habt ihr Half a King gelesen? Wenn ja, hat es euch gefallen? Wenn nein: Werdet ihr es lesen? Hat vielleicht jemand eine Buchempfehlung? Verratet es mir in der schönen Kommentarfunktion :) HarperCollins Publishers |13,99€|UK £8,99|Taschenbuch
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